Wort zum Sonntag
Mit ihrem einmonatigen Hilfseinsatz auf einer Farm in Israel haben Fabian Furtner und Lukas Sumereder den üblichen Rahmen des Berufspraktikums an der Landwirtschaftlichen Fachschule in Waizenkirchen gesprengt. Ihr Religionslehrer Gerald Kaiblinger hat das Pilotprojekt eingefädelt und die beiden Burschen am Ende des Israel-Aufenthalts begleitet.
Die beiden 16-Jährigen bearbeiteten Grund und Boden des palästinensischen Christen Daoud Nassar, der auf 40 Hektar unter anderem Wein, Oliven und Datteln angebaut hat. Sie lernten, wie Landwirtschaft trotz ständiger Trockenheit und ohne moderne Bewässerung funktionieren kann. Sie haben die Rebstöcke mit Hühnermist gedüngt, ein neues Haus für Volontäre gebaut, die Tiere gefüttert und Weintrauben-Sirup gemacht. „Wir haben 30 Liter Saft mit der Ernte von einem Tag erzeugen können. Da haben aber noch sechs weitere Volontäre mitgeholfen“, erzählt Lukas. Vom kargen Ertrag lässt sich auf der Farm jedoch niemand entmutigen. „Trotz allem weitermachen!“ Das ist so etwas wie das Lebensmotto von Daoud Nassar. Das bezieht sich auch auf Nassars Konflikte mit den Israeli, die sein Land beanspruchen. Daoud Nassar, der auf alte Besitzrecht der Familie aus dem Jahr 1916 pocht, setzt auf gewaltfreien Widerstand. „Er ist ein ruhiger Typ, der immer gut drauf ist und für alles eine gute Lösung weiß. Er hat keinen Grant oder Zorn auf die Israeli“, berichten die Schüler, für die Schwester Bernadette Schwarz vom österreichischen Hospiz in Jerusalem eine weitere wichtige Ansprechperson vor Ort war.
Bei mehreren Ausflügen haben Fabian und Lukas die Spannungen zwischen Israeli und Palästinensern sehr intensiv gespürt. „Die Gegensätze sind unübersehbar“, erzählt Kaiblinger, der die Burschen dabei begleitet hat. Eingeprägt hat sich ihm, wie in einer Buslinie alle Palästinenser für penible Kontrollen mehrmals aussteigen mussten. Anders als die Israeli und die Ausländer im Bus, die sitzen bleiben durften. „Solange das so läuft, ist es schwierig, dass Friede einkehrt“, betont Kaiblinger.
Das Praktikum auf Nassars Farm ist trotzdem oder gerade deshalb ein wertvoller Beitrag für eine friedlicheres Israel. Dafür haben Fabien und Lukas auch weitgehend auf Luxus verzichtet. Geschlafen wurde zu viert in einer winzigen zwei mal vier Meter kleinen Unterkunft. „Wir konnten nur einmal in der Woche duschen. Aber irgendwann riechst du es nicht mehr“, sagt Lukas.
Das Berufspraktikum in Israel möchte Gerald Kaiblinger an der Landwirtschaftlichen Fachschule Waizenkirchen fix verankern. 2020 ist der nächste Einsatz angedacht. Da sich die Volontäre den Aufenthalt und Flug selbst finanzieren müssen, wird schon jetzt nach Sponsoren gesucht.
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