Wort zum Sonntag
Zum 80. Todestag hat eine Arbeitsgruppe um Andreas Schmoller, den Leiter des Jägerstätter-Instituts der Kath. Universität Linz, eine 56-seitige Broschüre über den Märtyrer des Nationalsozialismus Marcel Callo verfasst. Bei der Gedenkveranstaltung am 22. März wird sie in St. Georgen/Gusen präsentiert.
Marcel Callo (geboren 1921 in Rennes/Frankreich) erlernte den Beruf des Buchdruckers, engagierte sich bei den Pfadfindern und der Katholischen Arbeiterjugend (KAJ). Bereits mit 17 Jahren übernimmt er den Vorsitz der KAJ-Sektion Rennes. Er entpuppt sich als Führungspersönlichkeit. Er ist ein überzeugter und überzeugender Laienapostel, der das Evangelium in seinem Betrieb und seiner KAJ-Ortsgruppe verbreitet. Nichts kann ihn davon abhalten.
Als er zur Zwangsarbeit nach Deutschland aufbrechen muss, sagt er: „Ich gehe nicht als Arbeiter, sondern als Missionar.“ Er ist dort bald für seine Kameraden in Sport, Kultur und im religiösen Bereich engagiert. Das blieb der Gestapo nicht verborgen, die ihn deswegen im April 1944 verhaftete.
Altbischof Maximilian Aichern weiß sich Marcel Callo besonders verbunden und hat für die Broschüre einen Beitrag über die Bedeutung Callos für die Jugend heute verfasst. Er erinnert daran, dass Callo während der Weltbischofssynode 1987 seliggesprochen wurde – Aichern war Österreich-Delegierter der Synode: „Gerade der heutigen Arbeiterjugend kann er ein eindringliches Vorbild eines die Zeichen der Zeit erkennenden Missionsbewusstseins sein.“
Im Dezember 1944 kam Callo in das KZ-Lager Gusen II und musste in der Flugzeugproduktion arbeiten. Die Stollenanlage „Bergkristall“ wurde zu seinem Leidensort. Wobei der Begriff „Leidensort“ zu schwach ist für das, was die Häftlinge dort durchmachen mussten, erklärt Rudolf Haunschmied vom Gedenkdienstkomitee Gusen: „Gusen war die Hölle der Höllen, wie ein Häftling sagte.“
Was Menschen wie Callo angetan worden ist, bezeichnet Haunschmied als Grenzüberschreitung: „Man hat Skrupel es auszusprechen, aber dass in Menschen, die die Häftlinge beaufsichtigt haben, soviel Teuflisches stecken konnte, ist nicht zu verstehen.“ Für ihn ist Callos Martyrium schlimmer als alles, „was wir aus Antike und Mittelalter kennen – das am Boden unserer Heimat“.
Er bringt das Besondere von Callo auf den Punkt: „Callo geht durch eine menschengemachte, aber real existierende Hölle und bleibt seiner Mission auch in der Hölle treu.“ Wo andere Häftlinge zum Raubtier wurden und für einen Bissen Brot getötet haben – natürlich kann man das verstehen – hat Callo noch sein letztes Brot geteilt.“ Und er hat immer wieder seine Kameraden in eine Ecke geholt, um mit ihnen dort ein „Gegrüßet seist du, Maria“ zu beten, weiß man von Mithäftlingen. „Es geht nicht um Sensationen der Grausamkeit, sondern um das, wofür Callo wirklich steht: das Martyrium Callos kann man nur im Kontext der Hölle verstehen. Er bleibt Christ in der Hölle.“ Das macht für Haunschmied das Sterben von Callo so außergewöhnlich. Es würde ihn freuen, wenn Theologen sich mit dieser Art von Christsein beschäftigen würden.
Völlig entkräftet stirbt Callo 23-jährig am 19. März 1945 im „Sanitätslager“ von Mauthausen. Marcel Callos tiefer Glaube und sein Einsatz für die anderen haben ihn weltweit zum Vorbild gemacht.
Marcel Callo. Christ und Märtyrer, hrsg. von Andreas Schmoller, Linz 2025, 56 Seiten, € 8,–, Bestellung über den Buchhandel oder den Verleger Bernhard Kagerer, Edition R3: bernhard.kagerer@inode.at
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