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"Große Dankbarkeit, dass es Priester gibt"

Kirche OÖ

In diesen Wochen finden die corona-bedingt verschobenen Priesterweihen und Primizen statt. Die Feste sind Anlass, mit Michael Münzner, dem Regens des Linzer Priesterseminars, über seine Aufgaben, das Faszinierende und Schwere am Priestersein und die Berufungspastoral zu sprechen.

Ausgabe: 40/2020
29.09.2020
- Josef Wallner
Michael Münzner ist Regens des Linzer Priesterseminars und Domkapitular. Dem Seminar gehören sechs Priesterstudenten an, zwei davon sind Gastseminaristen aus Afrika.
Michael Münzner ist Regens des Linzer Priesterseminars und Domkapitular. Dem Seminar gehören sechs Priesterstudenten an, zwei davon sind Gastseminaristen aus Afrika.
© Privat

Am Wochenende haben Sie die Primiz von Franziskus Schachreiter in Atzbach mitgefeiert. Wie haben Sie das Fest erlebt?
Michael Münzner:
Als große Freude. Als Regens freut man sich, dass jemand, der vor Jahren den Weg zum Priestertum begonnen, sein Ziel nun erreicht hat – nicht nur äußerlich, sondern dass er besonders innerlich dafür reif geworden ist. Es war schön zu sehen, wie alle in der Pfarre und darüber hinaus bei der Vorbereitung des Festes zusammengeholfen und dann miteinander gefeiert haben. Der Neupriester wurde nicht auf einen Thron gestellt, sondern man konnte eine schöne Gemeinschaft erleben. Obwohl der Priesterberuf gesellschaftlich und mitunter auch innerkirchlich in Frage gestellt wird, war bei den Leuten eine große Dankbarkeit darüber zu spüren, dass es Priester gibt, die die Sakramente spenden und für die Menschen da sind. Der Neupriester Franziskus – er ist studierter Musiker – hat der Gemeinde ein Lied geschenkt und zum Schluss der Primizmesse gesungen. Da war wirklich eine Atmosphäre des gegenseitigen Getragenseins zu spüren.


In der Öffentlichkeit steht in Diskussion, was das Priestersein heute ausmacht. Wie würden Sie diese Debatte beschreiben?
Münzner:
So wie P. Bernhard Eckerstorfer vom Stift Kremsmünster bei der Primizpredigt in Atzbach. Die Faszination des Priesterseins besteht darin, ganz bei den Menschen und gleichzeitig ganz erfüllt von der Beziehung zu Gott zu sein. Das ist ein hoch sinnvolles Leben, ich erlebe das selbst so. Als Priester bei Gott und den Menschen zu sein, kann auch für junge Leute eine spannende Berufs- und Lebensperspektive darstellen. Ich halte den Priesterberuf für attraktiv, aber die konkrete Ausgestaltung ist nicht einfach.


Was meinen Sie damit?
Münzner:
Vielfach wird man als Priester als Getriebener erlebt. Wie heute Pfarrer ihr Leben – etwa in Verantwortung für sechs Pfarren – gestalten müssen, ist für junge Menschen wenig anziehend. In der Fülle der Anforderungen entsteht der Eindruck, dass Priester unter permanentem Zeitmangel leiden und für Seelsorge wenig Zeit haben.


Was sind Ihre Aufgaben als Regens?
Münzner:
Die Begleitung der Seminaristen und die Organisation der Ausbildungselemente im pastoralen, menschlichen und geistlichen Bereich wie zum Beispiel Predigtkurs oder Einführung in das Beichtsakrament. Die kleine Zahl der Seminaristen macht die Planung manchmal sogar schwieriger als die Arbeit mit einer größeren Gruppe – wenn man zum Beispiel an die Verpflichtung von Referent/innen denkt.


Sie leiten seit Kurzem die Berufungspastoral der Diözese. Was werden Sie tun, um Menschen für einen geistlichen Beruf zu interessieren?
Münzner:
Der Referent für Berufungspastoral Florian Wegscheider und ich werden wieder ein Team aufbauen. Ein Schwerpunkt wird sicher das Ausprobieren von Möglichkeiten sein, kirchliche und geistliche ­Berufe wieder mehr in den Medien ins Gespräch zu bringen. Dass wir den Welttag für geistliche Berufe gut bewerben, ist natürlich selbst­verständlich. Außerdem wollen wir mit jungen Leuten, die auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens sind, ins Gespräch kommen und sie begleiten. Dazu wird es gezielt Angebote geben. Noch vor der Frage, ob jemand einen Priester- oder Ordensberuf oder einen kirchlichen Beruf ergreifen möchte, ist die Frage wichtig: Wie kann ich
meinem Leben eine christliche Form geben?

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