Wort zum Sonntag
Der Schock, den die Altenheimseelsorger/innen in den Monaten des ersten Lockdown erlebten, ist gewichen. Denn während die allermeisten in dieser Zeit die Heime nicht betreten durften, findet die Seelsorge nun in den jeweiligen Maßnahmen Berücksichtigung. „Ich bin sehr froh, dass Seelsorge grundsätzlich möglich ist und in vielen Häusern sogar ausdrücklich gewünscht wurde“, sagt Carmen Rolle, die mit Rupert Aschauer die Altenpastoral der Diözese leitet.
Eine Eingabe der österreichischen Arbeitsgemeinschaft der Altenpastoral bei der Landeshauptleute-Konferenz im Frühsommer 2020 hat der Seelsorge einen festen Platz in den Verordnungen geschaffen.
Zum aktuellen Besuchsverbot heißt es nun: „Ausgenommen sind lediglich Besuche im Rahmen der Palliativ- und Hospizbewegung, der Seelsorge sowie zur Begleitung von kritischen Lebensereignissen.“ Trotz der Berücksichtigung der Seelsorge bleibt die pastorale Arbeit in den Altenheimen eine Herausforderung und muss für jedes Haus angepasst werden.
So wird Gertraud Größwang, ehrenamtliche Seelsorgerin im Seniorenheim Schwanenstadt, nur in das Heim gehen, wenn sie zur Krankenkommunion oder zu einem seelsorgerlichen Gespräch gerufen wird. Das Personal wird entsprechend hellhörig für die Wünsche der Bewohner/innen sein, ist vereinbart. Die kleinen Geschenke zum Geburtstag, die Größwang den mehr als 70 Bewohner/innen einzeln überbracht hat, wird vorläufig das Personal überreichen. Der wöchentliche Gottesdienst ist derzeit ausgesetzt. „Wenn man gesehen hat, wie sehr sich die Menschen über die Gottesdienste im Sommer wieder gefreut haben, weiß man, dass sie ein wichtiger Teil des Heimalltags sind“, betont Größwang.
Auch Rupert Aschauer ist froh, dass Besuche bei den Bewohner/innen und Gespräche mit den Mitarbeiter/innen im Seniorium Mauthausen, in dem er tätig ist, möglich sind. Aber im Blick auf die alten Menschen bedauert auch er, dass Gottesdienste nicht gestattet werden: „Insgesamt beobachte ich, dass in den Häusern die Lebensfreude der Bewohner/innen geringer geworden ist.“
Der ehrenamtliche Seelsorger Franz Wasserbauer ist im Alten- und Pflegeheim Grünburg engagiert. Er geht zweimal wöchentlich in das Haus zu Besuchen und freut sich, dass er von den Leuten mit Sehnsucht erwartet wird. Über das große Verständnis von der Heim- und Pflegedienstleitung für seinen Dienst ist er natürlich sehr froh.
Wenn Carmen Rolle die Seelsorgesituation in den Altenheimen Oberösterreichs überblickt, kommt sie zu dem Resümee: „Es ist entscheidend, dass die Seelsorge in den Häusern bleiben kann. Es gibt überdies viele Heimleiter/innen, die ermöglichen, was nur irgendwie geht. Es gilt, mit dem kleinstmöglichen Risiko das Größtmögliche zu erreichen.“ Sie plädiert in den einzelnen Heimen für flexible Lösungen und betont, dass Seelsorge auch ohne Gottesdienste möglich ist.
Ziel muss aber dennoch sein, so rasch wie möglich wieder Gottesdienste halten zu können: „Diese regelmäßigen Feiern strukturieren den Alltag und wirken stabilisierend auf die Bewohner/innen. Wenn Gottesdienste ausfallen, signalisiert das, dass etwas nicht in Ordnung ist, das beunruhigt daher. Aber man muss natürlich aufs Ganze schauen.“
Spätestens Ende November, zu Beginn des Advent mit seiner großen emotionalen wie kirchlichen Bedeutung, braucht es hier gute Lösungen, betont sie. Kleine Feiergruppen und die mittlerweile zugänglichen Schnelltests könnten hier eine gute Hilfe sein: „Bewohner/innen sind der unsicheren Situation, der aufgeregten, medialen Berichterstattung mitunter recht schutzlos ausgeliefert. Gerade in solchen Zeiten sind Texte und Lieder, die schon ein Leben lang Mut gemacht haben, so nötig.“«
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