Wort zum Sonntag
„Mariazell von Oberösterreich“ wurde die Kirche von Adlwang bei Bad Hall einst genannt – so viele Wallfahrer:innen zog die heute nicht ganz 900 Katholik:innen zählende Pfarre mit ihrer Gnadenstatue früher an.
Diese Hochblüte des Pilgerwesens war im 17. und 18. Jahrhundert zu verzeichnen. Die dem Stift Kremsmünster inkorporierte Pfarre wurde 1700 zu einem Superiorat erhoben, in dem meist an die vier Benediktiner wohnten, um die vielen Wallfahrten betreuen zu können.
Als Kaiser Joseph II. die Wallfahrtsorte, die es im ganzen Land in hoher Zahl gab, radikal einschränken wollte, war auch Adlwang betroffen. Die Gnadenstatue der Schmerzhaften Mutter Gottes musste entfernt und stattdessen ein Bild von der Kreuzigung Christi am Hochaltar angebracht werden. Doch der Kaiser hatte die Rechnung ohne die Adlwanger gemacht.
Die Chronik berichtet, dass vor allem die Frauen sich das nicht bieten ließen und Tatsachen schufen. Sie rissen das Bild ab und gaben der Gnadenstatue wieder ihren angestammten Ehrenplatz. Das soll 1790, im Todesjahr von Joseph II. stattgefunden haben. Sein Nachfolger und Bruder Leopold II. war moderater, dann folgten die napoleonischen Kriege: jedenfalls findet sich die Statue der Schmerzhaften Mutter Gottes nach wie vor in der Kirche und jährlich pilgern Menschen zu ihr, um zu danken und zu bitten – vor allem an den drei Wochenenden nach dem Fest des heiligen Erzengel Michael, das am 29. September gefeiert wird.
An den folgenden drei Samstagen sind die Hauptwallfahrtszeiten und diese werden „Goldene Samstagnächte“ genannt. Früher weiter verbreitet sind sie heute eine Besonderheit von Adlwang, wo eine Legende zur Entstehung dieses Brauchtums überliefert ist.
Der Sage nach mähten vor vielen Jahren zur Zeit der Grummetmahd drei Mäher an einem Samstag eine Wiese bei Adlwang. Als die Feierglocke ertönte, hörte der eine von ihnen auf und war nicht zum Weiterarbeiten zu bewegen, weil die Feierstunde am Samstag der Mutter Gottes gehöre. Er ging heim, um daheim bei dem am Samstag üblichen Rosenkranz nicht zu fehlen, während die beiden anderen weitermähten und ihr Wiesenstück vollendeten. Als der Mann am Montag früh seinen Teil auf der Wiese fertigmähte, fand er im Gras ein Goldstück. Es wurde als ein Geschenk Mariens angesehen.
Dies wurde der Anlass, so die Legende, dass nach dem Abschluss der Feldarbeit an den drei Samstagen nach Michaeli die Wallfahrten zur Gnadenmutter in Adlwang üblich wurden und dass diese drei Tage den Namen „Die goldenen Samstage“ bekamen, nun aber „Goldene Samstagnächte“ genannt.
Zur Adlwanger Wallfahrt gehört auch noch der heilige Brunnen in der Nähe der Kirche, dessen Wasser bei Augenleiden heilsam sein soll. Die „Goldenen Samstagnächte“ erlebten ein Auf und Ab, auf jeden Fall machen sich bis heute Jahr für Jahr viele Wallfahrer:innen auf den Weg nach Adlwang. Der ganze Ort ist auf den Beinen – vor allem die Vereine – um Pilger:innen und Besucher:innen des Kirtags willkommen zu heißen und ihnen schöne Stunden zu bereiten.
Denn mit den Wallfahrten verband sich auch „immer schon“ ein Kirtag. So ist es bis heute geblieben. Der Kirtag mit rund 300 Schaustellern und bis zu 30.000 Besucher:innen an allen drei Wochenenden ist ein regionales Ereignis, aber auch die Wallfahrt geht daneben nicht unter und hat ihren Platz.
„Die Wallfahrt ist eine bewegende Geschichte und sie bewegt sich weiter“, betont der Mesner Karl Platzer. Er muss es wissen. Fragt man ihn, was die „Goldenen Samstagnächte“ für die Pfarre bedeuten, sagt er ohne nachzudenken: „Viel Arbeit.“ Dem stimmt Johann Achathaler zu. Er ist Pfarrgemeinderatsobmann und als solcher Mitglied im Seelsorgeteam.
Bei Karl Platzer und Johann Achathaler laufen heuer die Fäden für die Wallfahrten zusammen – das erste Mal, denn seit Dezember 2023 ist kein Priester mehr vor Ort. Was der langjährige Pfarrer P. Georg Pfeil OSB gemacht hat, liegt jetzt in ihren Händen.
Da gilt es die Pilgergruppen, die an den Samstagen zu Fuß kommen, zu empfangen und für ihre Gottesdienste alles vorzubereiten. Von Sierning und Schiedlberg, von Ternberg und Pettenbach, aus den Nachbarorten Pfarrkirchen und Bad Hall – aus der ganzen Region pilgern Pfarren oftmals seit „Menschengedenken“ Jahr für Jahr nach Adlwang.
An den Sonntagen werden vormittags drei heilige Messen gefeiert, wobei sich die Pfarre auch um eine ansprechende musikalische Gestaltung mit Gruppen aus dem Ort und Gastchören bemüht. An den Sonntagen nachmittags findet jeweils eine Segensandacht mit Predigt statt. Das alles will geplant sein.
Das erste Wallfahrtswochenende ist bereits vorüber. „Es hat alles bestens geklappt“, erzählt Achathaler. „Die Tradition der ‚Goldenen Samstagnächte‘ ist einem starken Wandel unterworfen“, sagt der Pfarrgemeinderatsobmann. „Wenn auch nicht mehr die Massen kommen, wie vor Jahrzehnten – die sorgfältig gestalteten Gottesdienste und die qualitätsvollen Predigten sind sehr bereichernd.“
Platzer und Achathaler erleben, dass viele zusammenhelfen und sie Unterstützung vom hauptamtlichen Pfarrpersonal und dem Stift haben. Damit die Kirche auch für die Wallfahrer:innen einladend bleibt, steht eine Renovierung an, eine Herausforderung für die kommenden Jahre.
Das gesamte Gottesdienst-Programm findet sich unter www.kirchenzeitung.at/site/termine. Der Gottesdienst am 13. Oktober 2024 wird um 9 Uhr live im SERVUS-TV übertragen.
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