Wort zum Sonntag
Das Pfarrblatt der Dompfarre St. Stephan in Wien ist ein hochwertiges, 40 Seiten starkes Magazin, das zu Weihnachten, zu Ostern und im Herbst erscheint.
Dennoch kommt es nicht häufig vor, dass es von vielen großen Medien in Österreich rezipiert wird: ORF, Die Presse, Der Standard und so weiter nahmen Notiz von der diesjährigen Osterausgabe.
Der Grund ist, dass das Titelblatt ein modernes Kunstwerk zeigt, das der bildende Künstler Gottfried Helnwein auf Einladung der Dom-pfarre und mit Zustimmung des Domkapitels für den Altarraum der Domkirche geschaffen hatte. Es sollte das violette Fastentuch ablösen, das bis Karsamstag vor dem Hochaltar hängt, und bis Pfingsten das Thema Auferstehung sichtbar machen.
Das Motiv ist nicht gewöhnlich, aber auch nicht neu: Dass der Knabe Jesus als Andeutung seiner Zukunft bereits Wundmale trägt, kommt in der Kunstgeschichte immer wieder vor. Dennoch hat das Domkapitel angesichts des Motivs entschieden, die Kunstinstallation abzusagen, obwohl es sich um ein „beeindruckendes und ernstzunehmendes Kunstwerk“ handle, wie die Kathpress eine Erklärung zitiert.
Dompfarrer Toni Faber, Initiator der Kooperation mit dem Künstler, hatte in einem Videoclip der Erzdiözese Wien bereits erklärt: „Alle zeitgenössische Kunst muss damit rechnen, nicht verstanden zu werden. Sie berührt Fragen, die uns emotional bewegen.“ Die mediale Diskussion zeigt: Kunst zu zeigen, kann bewegen. Kunst nicht zu zeigen, auch.
Wort zum Sonntag
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