Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
Der Vergleich findet sich schon im Alten Testament, um die Fürsorge Gottes für sein Volk zu verdeutlichen. Er war der konkreten Lebensrealität des Volkes Israel entnommen. Auch im Neuen Testament finden wir ihn, wenn Jesus von sich als dem guten Hirten spricht. So wurden Bischöfe bereits in frühchristlicher Zeit als „Hirten“ bezeichnet, seit dem 7. Jahrhundert auch die Priester und Leiter von christlichen Gemeinden.
Das Verständnis und die konkrete Gestaltung von Pastoral haben sich im Lauf der Geschichte gewandelt. Sie hängen wesentlich davon ab, wie „Kirche“ verstanden wird. Wird der Vergleich allzu wörtlich verstanden, dann bedeutet er eine strikte Trennung der Hirten von der Herde und damit eine Zweiteilung der Kirche in die Gemeinschaft des geweihten Klerus auf der einen und der nichtgeweihten Gläubigen auf der anderen Seite. Diese Zweiteilung hatte zur Folge, dass zwischen der lehrenden und leitenden Kirche – den geweihten Amtsträgern als „Hirten“ – und der zu belehrenden und zu leitenden Kirche – dem Gottesvolk als „Herde“ – unterschieden wurde. Dieses Kirchenverständnis und die daraus resultierende Praxis von Seelsorge waren anfällig für pastorale Handlungsformen, die die Theologin Ute Leimgruber als „paternalistische Unterdrückungsfürsorge“ bezeichnet hat.
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird Kirche als gemeinsam pilgerndes Gottesvolk verstanden. Kleriker wie Laien sind nicht nur gemeinsam unterwegs und brauchen einander, sondern müssen auch voneinander lernen. Heutige Pastoral sucht und ergründet Orte der Begegnung mit Gott bzw. seiner Gegenwart mitten im Leben der Menschen. Ins Zentrum rückt die gemeinschaftliche wie persönliche Suche nach Gott, der innerhalb wie außerhalb von Kirchenmauern wirkt und dem jeder Mensch, der über seine existentiellen Erfahrungen reflektiert, auf die Spur kommen kann.
Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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