Wort zum Sonntag
Es ist eines der Erlebnisse aus dem Physikunterricht, die im Gedächtnis haften geblieben sind. Die Sache mit dem „Newton-Kugelstoßpendel“ nämlich. Eine eigentlich völlig logische Reaktion trat unerwartet vor Augen. Hängt man fünf Kugeln an je zwei Fäden im Abstand ihres Kugeldurchmessers der Reihe nach auf, hebt dann zum Beispiel die linke äußere Kugel an, um sie gegen die anderen Kugeln pendeln zu lassen, so bewegen sich nicht etwa alle vier anderen Kugeln ein Stück auf die andere Seite. Nur die äußere rechte Kugel schwingt aus. Macht man dasselbe mit zwei Kugeln, so schlagen auf der anderen Seite auch zwei Kugeln aus. Ein interessantes Phänomen. Die Kugeln können nicht anders, als so zu reagieren. Sie folgen exakt physikalischen Gesetzen. Erforschbar und berechenbar.
Oft folgt menschliches Verhalten den Reaktionsmustern der Physik. Schlag auf Schlag und Zahn um Zahn. In Konflikten ist es so, in verfahrenen Situationen. In der Hitze des Streits fällt einem oft nichts Besseres ein, als eben bloß zu reagieren. Man bleibt so unter seinen Möglichkeiten – und ist nicht wirklich Mensch dabei. In den großen Konflikten oder in Kriegen ist es auch so – bis Menschen sich auf ihre besonderen Möglichkeiten besinnen. Es ist die Fähigkeit zu verwandeln. Ganz anders als erwartet können sie handeln.
Dem Menschen ist die Fähigkeit gegeben, nicht aus Zwang, sondern aus dem Herzen zu handeln. Aus einem Willen heraus. Vielleicht auch aus Einsicht oder gar aus Liebe. Menschen haben die Kraft zum Durchbrechen der üblichen Reaktionsschemen. Sie haben diese tolle Fähigkeit: Es trifft sie ein Schlag, aber sie reagieren mit Sanftmut. Böses können sie zum Guten wenden. Es ist diese Sache mit der anderen Wange, von der Jesus erzählt hat. Es ist diese verblüffende Möglichkeit, dem Hass die Spitze zu nehmen.
Die Kugel am Pendel kann nicht auf das Ausschlagen verzichten. Ein Mensch schon. Es ist etwas im Menschen, das ihn nicht bloß reagieren lässt. „Als Bild Gottes schuf er ihn“, heißt es von der Erschaffung des Menschen im Schöpfungsbericht.
Wie Gott es tut, kann auch der Mensch Anfänge und Neuanfänge setzen. Er ist nicht auf bloßes Reagieren festgelegt.
Vom „Lebenswandel“ spricht man. In der Tat steckt im Menschenleben die Wandlungskraft. Eine großartige Fähigkeit ist es. Gott sei Dank. Es bleibt und kommt nicht alles, wie es erwartet wird oder immer schon war. Gott hat den Menschen nicht festgelegt auf seine Gene oder auf ein Schicksal, aus dem es kein Entrinnen gäbe. Menschen können heraustreten aus ihren Veranlagungen. Deshalb sind sie ausgestattet mit Schuldbewusstsein – weil sie etwas schuldig bleiben, wenn sie ihre Möglichkeiten brachliegen lassen. Deshalb spüren sie auch Verantwortung füreinander und für die Schöpfung. Wer den Menschen bloß als Gefahrenquelle für die Schöpfung sieht, beleidigt den Schöpfer. Im Menschen steckt Wandlungskraft– das ist die Möglichkeit zum Guten hin, zum Besseren sogar.
Aus der Serie „Was Menschen können - Verwandeln“, Teil 2 von 4
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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