Wort zum Sonntag
Aus Reis-Stroh oder Birkenreisig waren sie früher gemacht, die edlen für Innenräume sogar aus Rosshaar. Von Besen ist die Rede. Heute bestehen sie meist aus Kunststoff – Plastik also, das sich abreibt und als Mikroplastik übrigbleibt.
Aber nicht davon soll die Rede sein – eher von der „Zauberkraft“, die dem Besen zugeschrieben wird.
Aus vielen Zweigen, Reisern und Borsten besteht er. Seine Wirksamkeit entfaltet er nur, wenn die vielen einzelnen Borsten oder Reiser gebündelt zum Einsatz kommen. Mit einer noch so guten losen Borste lässt sich nicht kehren.
Ich und Du. Wir und die Anderen. Schülerin und Klasse. Bürger und Staat. Es ist wie beim Besen: Ob Einzelne etwas Gemeinsames bilden – und dann auch schaffen – darauf kommt es an.
Es gab immer wieder Zeiten des Rückzugs in das Private – in die Genügsamkeit mit sich selbst, und es scheint, als würde wieder eine solche Rückzugs-Bewegung im Gange sein. Da wird die Wohnung wichtiger als das Dorf, die Partei als der Staat. Ein Borstenleben also. Jeder für sich und zum eigenen Nutzen! Es ist wie beim Besen: Der Schmutz bleibt liegen, wenn die Borsten lose sind. Mögen sich andere darum kümmern. Zeit also, die Kraft und Faszination des Gemeinsamen zu entdecken. Besen binden also, denn der Mensch in Gemeinschaft ist und kann mehr als der einzelne.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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