Florian Neumüller (22) zeigt als junger Geschäftsinhaber faire Mode-Alternativen auf. Was seinen Eco-Store in der Goethestraße auszeichnet, was am Jutesack-Image dran ist und welche Gütesiegel wirklich fair sind, erzählt er der KirchenZeitung.
Du hast dich mit 21 Jahren selbstständig gemacht. Was waren deine Bewegründe? Florian Neumüller: Ich wollte zuerst Medizin studieren, habe die Aufnahmeprüfung aber nicht geschafft und dann war die Frage für mich: Was machst du dein restliches Leben? Ich hätte nicht irgendetwas studieren können. Genauso wenig kann ich einen Chef haben, der mir vorschreibt, was gegen meine Prinzipien wäre.
Wie laufen die Geschäfte ein Jahr nach dem Start? Mein Vorteil ist, dass ich extrem speziell bin, ich habe Marken, die sonst keiner hat. Ich weiß, ich kann davon leben, habe das erste Jahr gut überstanden. Optimistisch bin ich vor allem, weil ich einige Stammkunden habe, mit denen ich planen kann.
Auf deinem Türschild steht, falls du mal kurz weg bist: „Bin kurz die Welt retten“. Ein Zeichen für missionarischen Eifer? Wenn man einmal anfängt, geht das in diese Richtung. Beispiele sind, dass ich nie mehr Fleisch essen werde und ich auch aus Überzeugung kein Auto besitze. Ich will aber nicht immer mit dem Finger auf etwas zeigen und keine Alternativen anbieten. Ich will zeigen, dass es faires Gewand gibt, das soviel kostet wie Markengewand und genauso gut ist.
Wie profitorientiert bist du als junger Unternehmen? Mein Ziel ist einfach davon leben zu können, ich muss nicht reich werden. Es gibt viel zu viele Menschen, die darauf schauen, dass sie erfolgreich sind, anstatt darauf zu schauen, die Welt besser zu machen. Ich will nicht erfolgreich sein, sondern gut.
Was ist dran an dem Vorurteil, dass Fair-Trade vor allem was für Leute ist, die sich sehr alternativ anziehen wollen – Stichwort „Jutesack-Image“? Das ist noch immer in den Köpfen, obwohl es längst nicht mehr stimmt. Ich verkaufe Kleidung, die lässig ist, ganz normal ausschaut. Es steht auf der Mode nicht eco oder ökologisch, sondern sie ist es einfach.
Gütesiegel für Fair-Trade-Mode gibt es extrem viele. Worauf können Kunden achten? Es gibt über 120 Gütesiegel, logisch, dass sich da keiner genau auskennt. Man muss zwischen unabhängigen Siegeln und Firmensiegeln unterscheiden. Wirkliche Kontrolle kann nur von außen stattfinden, alles andere ist zum Scheitern verurteilt. Bei unabhängigen Siegeln wie GOTS müssen strenge Kriterien eingehalten werden.
Was muss Fair-Trade-Kleidung kosten? Ein T-Shirt kann nicht weniger als 20 Euro kosten, damit jeder in der Kette genug verdient. Bisher ist es so: 90 Prozent der Österreicher könnten sich das leisten, wollen es aber nicht.
Ist Fair-Trade-Kleidung länger haltbar als gewöhnlich produzierte? Ich habe bei mir im Geschäft viele Marken, die extra darauf schauen, dass sie lange hält.
In den letzten Jahren haben einige Fair-Trade- und Ökoläden gestartet. Was überwiegt, Konkurrenz oder Kooperation? Eindeutig die Kooperation. Wir haben uns im Verein fairhandeln zusammengeschlossen, machen gemeinsam Werbung. Das ist lässig, weil wir gemeinsam eine Alternative sein wollen. Unter dem Strich ist unser Angebot ressourcenschonender und menschenfreundlicher als das von konventionellen Anbietern.