Maria lactans, die stillende Maria, ist ein ungewöhnliches Gnadenbild. Die Gottesmutter wird als nährende Frau dargestellt.
02.12.2014
- Elisabeth Leitner
Eine Frau stillt ein Kind. Der Künstler zeigt uns offen die Vorderansicht, dennoch schützt er die beiden, so scheint es, vor allzu neugierigen Blicken. Engel halten im Hintergrund ein dunkles Tuch, schirmen die Außenwelt ab. Die Betrachter/innen werden so Zeug/innen eines intimen Vorgangs. Der Blick der stillenden Frau geht aus dem Bild hinaus und nimmt wiederum Kontakt auf mit denen, die sich ihr nähern.
Das hier gezeigte Gemälde stammt aus der Werkstatt von Lucas Cranach und ist nach 1537 datiert. Darstellungen stillender Frauen reichen kulturhistorisch betrachtet bis in die frühe Zeit des alten Ägypten zurück. Im Mittelalter greifen Künstler die Bildsprache im christlichen Umfeld auf: die Gottesmutter wird als nährende Frau dargestellt. Sie ist mit dem Neugeborenen, dem Jesuskind, innig verbunden, trägt, hält, beschützt ihn. In zahllosen Andachts- und Gnadenbildern findet die „Maria lactans“ (lat. lactans: stillend) Eingang in Kirchen und Kapellen. Die sogenannte „Brustweisung Mariens“ wird auch als Symbol ihrer Barmherzigkeit verstanden.
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