Ein Besuch im Flüchtlingsheim macht nachdenklich: Was wäre, wenn wir Flüchtlinge nicht nur dulden, sondern ihnen auch etwas gönnen würden? Ein Unter Uns von Paul Stütz.
Ausgabe: 2014/49
03.12.2014
- Paul Stütz
Die Pfarre Walding will günstige Wohnungen für Flüchtlinge auftreiben, wie auch in dieser Ausgabe beschrieben. Knapp vor Weihnachten wird diese Aktion zu Recht mit der Herbergssuche von Josef und Maria verglichen. Gibt es Vermieter, die ihre Möglichkeiten mit einer sozialen Ader verbinden können? Die moralische Messlatte liegt jedenfalls gerade für Christen sehr hoch. Es ist schön, dass es solche und ähnliche Bemühungen in Walding und anderen Pfarren gibt.
Wie wir mit Flüchtlingen umgehen, das sagt sehr viel über die Gesellschaft aus. Dass die Flüchtlinge eh so viel vom Staat bekommen, ist ein beliebtes Stammtischargument. Darüber ärgern oder dagegen anschreiben wollen ist Energieverschwendung. Nach dem Besuch in einem Flüchtlingsheim bewegt mich etwas anderes: Was wäre so schlimm, wenn Asylsuchende tatsächlich etwas Luxus hätten, wie die Rechtspopulisten behaupten? Wenn sich eine Flüchtlingsfamilie einen schönen Ausflug leisten könnte, den Kindern ein Musikinstrument kaufen könnte oder das neueste Lego-Spielzeug? Oder anerkannte Flüchtlinge gleich von Beginn an die Wohnbeihilfe des Landes Oberösterreich bekommen könnten und dafür nicht erst schon fünf Jahren bei uns leben müssten? Ich bin mir sicher, wir könnten uns das leisten. Aber wollen wir auch?