Ein Besuch im Oö. Volksliedwerk macht Lust auf mehr: Es wird zwar im Büro gerade nicht gesungen, dafür wecken aufliegende CDs und Notenbücher das Bedürfnis, selbst sofort zu singen. „Volkslieder haben immer schon zur Geselligkeit beigetragen“, sagt Brigitte Schaal, die Leiterin des Volksliedwerk-Archivs. „Beisammensitzen und drauflossingen, das ist erfreulicherweise wieder in Mode. Es muss nicht perfekt sein.“ Damit spricht Brigitte Schaal das an, was ihrer Meinung nach die alten Volkslieder so beliebt macht: Sie lassen Platz für das Unvollkommene. In wenigen Bereichen des Lebens sind Fehler erlaubt. Das gemeinsame Singen gehört dazu. Da macht es nichts, wenn der Ton nicht sitzt oder Gesangsmuffel nur leise mitbrummen.
Lieder ohne Kitsch
Unter den Liedern der Weihnachtszeit sind Hirtenlieder am meisten vertreten. Mit ihren einfachen, lustigen Texten – wie der vom „stoaoidn Dattl“ bei der Krippe – wurden sie gerne auch in der Kirche gesungen, wo sonst nur hochdeutsche Lieder zu Ehren Gottes zu hören waren. Am schönsten sind Hirten- und überhaupt Volkslieder, wenn sie schlicht gesungen werden. Wenn nicht überinterpretiert wird, klingt auch der gefühlvollste Text nicht kitschig, sondern so, „als würde man sich unterhalten“, sagt Brigitte Schaal. Sie leitet gerne das sogenannte offene Singen. Es wird in ganz Oberösterreich mit Unterstützung des Volksliedwerks angeboten und lädt jeden und jede zum gemeinsamen Singen ein.
Volkslieder verbinden
Damit die Freude am Volkslied bleibt, ist je nach Gesangsrunde die richtige Auswahl der Lieder wichtig. Es hat wenig Sinn, mit Kindern das Lied „Is schon still uman See“ zu singen, so Brigitte Schaal. Mitreißender ist „Bin i ned a schena Hahn“, zu dem auch getanzt werden kann. Mit dem Projekt „Mit allen Sinnen“ ist das Volksliedwerk in Schulen zu Gast. Damit auch Kinder aus anderen Ländern sich beim Singen wiederfinden, gibt es das Liederbuch „Griaß di, Europa“. Das ist nur eines von vielen Angeboten des Volksliedwerk-Archivs. Brigitte Schaal freut sich über jede Notenanfrage. „Die Lieder sollen schließlich unter die Leute.“ www.ooe-volksliedwerk.at