Die Politik und auch die Kirchen reagieren mehrheitlich ablehnend gegenüber den Pegida-Protesten in Deutschland. Das ist richtig, nur darf man dabei nicht stehen bleiben. Kommentar von Heinz Niederleitner.
Ausgabe: 2015/2, Abendland, Pegida, Islam
05.01.2015
- Heinz Niederleitner
Richtig ist die Ablehnung vor allem bei den Kirchen aus mindestens zwei Gründen: Erstens geht es um die Haltung Menschen gegenüber, die nach Europa kommen. Denn wer in diesen Menschen von vornherein nur Muslime sieht und gleich an radikalen Islamismus denkt (auch wenn es Probleme gibt), begeht eine pauschale Vorverurteilung, die weder sachgerecht noch christlich ist. Das führt zum zweiten Grund, warum die Ablehnung der Pegida-Proteste richtig ist: Pegida steht für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Zwar wird das Abendland im Namen nicht explizit als „christlich“ bezeichnet, gemeint ist das aber sehr wohl. Nur: Weiß die Mehrheit der Demonstranten auch, was christliches Leben bedeutet? Besteht ihr vermeintliches „Christentum“ nicht eigentlich nur aus „Nicht-Islam“? Warum gibt es nicht den selben Aufschrei, wenn das Abendland auf anderem Gebiet bedroht ist – Glaubensverlust, Umgang mit der Würde des Lebens, aggressiver Atheismus?
Auseinandersetzen muss man sich mit der Pegida-Bewegung trotzdem. Denn es muss dahinter Angst vermutet werden, vor allem Angst vor Identitätsverlust. Nur sind an der Krise der europäischen Identität nicht die Muslime schuld und das muss man den Ängstlichen erklären. Identität erwächst Europa nicht aus Abgrenzung, sondern aus eigener Tradition. Echte christlich-europäische Identität ist stark genug, Menschen mit anderen Identitäten zu akzeptieren, solange sie friedlich mit uns zusammenleben.