Innerhalb kürzester Zeit hatte Lassana Bathily Tausende Facebook-Freunde und einen Anruf des französischen Präsidenten. Mit der Rettung von Geiseln während der Attentate in Paris wurde er nicht nur zum Helden, sondern auch zur Symbolfigur.
Ausgabe: 2015/3, Paris, Bathily, Held, Geiseln
14.01.2015 - Heinz Niederleitner
Wie viele Menschen der 24-Jährige gerettet hat, blieb zunächst unklar. Die Berichte liegen zwischen fünf und 15 Personen, die der aus Mali stammende Mann im Kühlraum jenes koscheren Supermarktes versteckte, der von Amedy Coulibaly überfallen wurde. Bei der Geiselnahme, welche die Mörder der „Charlie Hebdo“-Journalisten unterstützen sollte, starben vier Menschen.
„Gegenbeweis“
Für viele ist Bathily jetzt der Held von Paris. Zur Symbolfigur wird er dadurch, dass er selbst Muslim ist und sein mutiges Verhalten als eine Art „Gegenbeweis“ gilt, wenn nun wieder pauschale Verdächtigungen gegen Muslime laut werden. Dabei hat diese Symbolhaftigkeit eine größere Dimension als das Heldentum – soweit sich bei dem Wenigen, was man weiß, über Bathily sagen lässt. Denn der Mann, der als Teenager nach Frankreich kam, kann auch die Geschichte seiner illegalen Einwanderung und der sich daraus ergebenden Probleme erzählen: Vom Problem Arbeit und Papiere zu bekommen, von seiner Unterkunft in einem Männerheim, von seiner Mutter, die in Mali zurückblieb – und davon, dass ihn die Polizei nach der Erstürmung des koscheren Supermarkts zunächst für einen Attentäter hielt und festnahm. Er kann aber auch erzählen, dass seine jüdischen Arbeitgeber, für die er – über ein Sozialprojekt vermittelt – seit vier Jahren als Lagerist arbeitet, für ihn so etwas wie eine zweite Familie geworden sind. Und er kann von seinen Wünschen erzählen – nein, er braucht keinen Orden. Er träumt von der französischen Staatsbürgerschaft.