Der ermordete Bischof Pierre Claverie wies einen Weg, wie Christen und Muslime zusammenleben können. Nur durch Dialog. Ein Unter Uns von Josef Wallner.
Ausgabe: 2015/5
27.01.2015
- Josef Wallner
Nicht erst seit dem Massaker in der Redaktion von „Charlie Hebdo“ in Paris wird wieder hitzig über den Zusammenhang von Islam und Gewalt diskutiert. Gehört Gewalt gegen Andersgläubige zum Islam wie das Amen im Gebet? Leise Stimmen werden im Geschrei der gegenseitigen Schuldzuweisungen nicht wahrgenommen. Wie die Stimme von Pierre Claverie.
Vor Kurzem ist die Biografie dieses algerischen Bischofs auf Deutsch erschienen (im St. Benno Verlag Leipzig). Selten hat mich ein Lebenszeugnis so angesprochen. Trotz zunehmender Islamisierung des Landes, die schließlich in Terror gegen Andersgläubige, moderate Bürger und den Staat mündete, hielt er am Dialog des Lebens mit dem Islam fest. „Nur durch den Dialog sind wir befähigt, an die Liebe Gottes zu glauben, die das letzte Wort über alle Mächte der Spaltungen und des Todes haben wird.“ Am 1. August 1996 wurde Bischof Claverie Opfer eines Attentats.
Jetzt könnte man sagen, seine Ermordung zeigt, dass er naiv war. Wer sich mit seiner Biografie beschäftigt, spürt anderes. Bischof Claverie gibt keine Antworten, wie mit dem Islamischen Staat umzugehen ist. Vielmehr gibt er eine Wegweisung für das Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen, mehr, als auf den ersten Blick scheinen mag. Er lässt mir keine Ruhe.