Scheinbar ausweglose Situationen, Ängste, Nöte, Krankheiten, Liebeskummer – es gibt viele Gründe, sich an die Telefonseelsorge zu wenden. Wer 142 wählt, findet rund um die Uhr ein offenes Ohr und Zuspruch. Von Menschen, die gelernt haben, andere wieder aufzurichten.
„Es gibt kaum ein Problem, mit dem wir nicht konfrontiert werden“, sagt der Theologe Anton Geiger. Er arbeitet seit fünf Jahren ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge Linz. Auf die Frage, wie er persönlich mit den vielen Problemen der Menschen zurechtkommt, gibt er eine erstaunliche Antwort: „Ich bin beglückt, dankbar und zufrieden. Zum einen, weil ich anderen Menschen helfen kann. Aber auch, weil ich mein eigenes Leben aus einem ganz anderen Blickwinkel sehe.“
Gutes Werkzeug
Auch Heidi Baumgartner-Bauer, die in Kürze ihre Ausbildung beenden wird, scheinen die Telefonate persönlich nicht zu belasten. „Wir bekommen in der Ausbildung ein sehr gutes Werkzeug, um damit umzugehen“, sagt sie. Mehrere Seminare über Gesprächsführung oder Krisenintervention, aber auch passive und aktive Hospitationen sind zu absolvieren, bevor man allein am Telefon sitzt. Insgesamt dauert der Lehrgang etwa eineinhalb Jahre.
Reden als Ventil
Viele Anruferinnen und Anrufer wollen ihre Probleme einfach nur einmal erzählen. Ihre Gemütszustände können von Trauer, Wut, Angst bis zu Suizidgedanken reichen. Ganz wichtig sei es, in allen Gesprächen immer neutral zu bleiben, die eigene Person ganz herauszuhalten. „Es spielt keine Rolle, ob man ein Problem aus eigener Erfahrung kennt oder nicht. Unsere Aufgabe ist es, zuzuhören und für alle Befindlichkeiten Raum zu bieten. Wenn wir im Gespräch zu den Menschen einen guten Kontakt aufbauen können, ist das schon die halbe Miete“, erzählt Heidi Baumgartner-Bauer. „Es ist nicht immer leicht“, weiß auch Anton Geiger, „aber wir haben gelernt, damit umzugehen. Das gelingt nur, wenn wir nichts persönlich nehmen. Und wenn wir auf uns selber schauen.“
Starkes Team, angenehme Umgebung
Wichtig sind die monatlichen Supervisionen im Team. „Wir tauschen uns aus, erzählen über schwierige Gespräche und können so auch lernen, wie Kollegen mit heiklen Situationen umgehen“, gerade als „Neuling“ findet das Heidi Baumgartner-Bauer besonders wichtig. „Es mag vielleicht selbstverständlich klingen, aber wenn ich im Nachtdienst da bin, muss es mir auch körperlich gut gehen“, sagt Geiger, „da freut es mich, wenn ich in unsere Küche gehe und dort eine Stärkung vorfinde. Außerdem sind unsere Räumlichkeiten hell und behaglich eingerichtet.“
Ein neuer Ausbildungslehrgang startet im Herbst 2015. Nähere Info bei der Telefonseelsorge Linz, www.ooe.telefonseelsorge.at oder telefonseelsorge@dioezese-linz.at