Seit Wochen diskutiert das Land die Arbeitszeit von Spitalsärzten samt damit in Zusammenhang stehenden Fragen (Gehalt). Ärzte sind eine ausgesetzte Berufsgruppe und eine vom Ausbrennen gefährdete. Auch das sollte in der Diskussion gesehen werden.
Eine deutsche Studie weist Lehrer, Pflegekräfte, Sozialarbeiter, Ärzte und Polizeibeamte als besonders Burnout-gefährdet aus. Eine österreichweite Befragung, an der im Jahr 2011 über 6000 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen haben, hat ein gegenüber anderen untersuchten Berufsgruppen erhöhtes Burnout-Risiko in der Ärzteschaft festgestellt. Vom Vollstadium des Burnouts sind verhältnismäßig mehr männliche Ärzte sowie die unter 48-Jährigen und die alleinlebenden Ärzte eher betroffen.
Sucht
Dr. Kurosch Yazdi, Primar des Zentrums für Suchtmedizin an der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg, sieht Ärzte nicht mehr von Suchterkrankungen betroffen als andere Berufsgruppen. „Die Art der Sucht unterscheidet sich allerdings. Opiate, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und bei Anästhesisten zum Beispiel Vollnarkose-Mittel spielen aufgrund ganz anderer Zugangsmöglichkeit bei suchtkranken Mediziner/innen eine stärkere Rolle als bei anderen Bevölkerungsgruppen.“ Alkohol aber sei für alle gleich (leicht) erreichbar, da gebe es keine Unterschiede. Ärzte tun sich leichter, Hilfe zu suchen, sagt Yazdi. Da kann es einen Unterschied geben.
Zu wenig Ärzte
Prim. Dr. Margot Peters PLL. M Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Sonnenpark-Zentrum Bad Hall, bestätigt, dass Ärzte ein erhöhtes Risiko tragen auszubrennen. Das betreffe die niedergelassenen wie die angestellten (Krankenhaus) Ärztinnen und Ärzte gleichermaßen. Häufiger nimmt sie Kollegen aus der Onkologie und der Notfallmedizin in ihrer Praxis wahr. Die Belastung in der Ärzteschaft hat zugenommen. Dafür gebe es mehrere Ursachen. Zum einen ist das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung gestiegen – man geht schneller zum Arzt. Es bräuchte mehr Ärzte.
Vorschriften
Die Ärzte werden auch älter, gibt die Primaria zu bedenken. Ärzte gehen oft über die Leistungsgrenzen, Altersteilzeit zum Beispiel kennen sie nicht. Und dann sind da auch noch die zunehmenden Vorschriften. – Dokumentationen sind zu machen, Bewilligungsverfahren einzuhalten. Enorm viele Daten sind gespeichert, in vielen Fällen braucht man sie nicht, aber bei Bedarf muss man die Daten parat haben.
Hausverstand
Es bräuchte also mehr Ärzte, mehr Eigenverantwortung in der Bevölkerung – nicht wegen jedes Mückenstichs einen Arzt aufsuchen, auch Hausverstand und Hausmittel einsetzen. – „Die moderne Medizin soll dort zum Einsatz kommen, wo sie hingehört“, plädiert Dr. Peters für eine durch mehr Eigenverantwortung der Patient/innen entlastete Ärzteschaft.
Viele Druck-Faktoren
Rufbereitschaft hebt das Risiko für ein Burnout, ist eines der Ergebnisse der Ärzte-Umfrage, noch mehr trifft dies auf den Notarztdienst zu. Die Liste der Risiken ist lang. In ihr finden sich neben persönlichen Faktoren wie Angst das Gefühl, allein gelassen zu sein, die große Verantwortung, auch der Zeit- und Arbeitsdruck, Überstunden etwa oder Multitasking. Dazu kommen Schwächen in der Organisation wie Personalmangel, Bürokratie (Absicherungsmedizin). Fordernde Patient/innen und Angehörige verstärken ebenfalls den Druck.