In Österreich nehmen die Erwachsenentaufen stetig zu. In der Osternacht werden es 300 sein, die sich katholisch taufen lassen. Unter ihnen ist eine junge Frau
aus dem Iran.
Ausgabe: 2015/14, Erwachsenentaufe
31.03.2015
- Susanne Huber
Johanna liest mit Begeisterung in der Bibel. Eine ihrer liebsten Stellen ist das Gleichnis vom Sämann. „Der Samen, der auf fruchtbare Erde fällt, keimt, geht auf und bringt Frucht hervor. Das bedeutet, wenn das Wort Gottes in unsere Herzen dringt, kann es wachsen und gedeihen“, sagt die 27-Jährige. Sie steht kurz vor einem großen Ereignis. In der Osternacht wird für die junge Frau aus dem Iran ein Wunsch in Erfüllung gehen. Johanna lässt sich in der Kirche St. Markus in Linz taufen. Ein Jahr lang hat sie sich im Katechismuskurs der Pfarre darauf vorbereitet, gemeinsam mit ihrem Mann und drei weiteren Taufwerbern.
Ohne Angst vor Verfolgung in die Kirche
Geboren wurde Johanna in Shiraz, einer der größten Städte im Iran. Aufgewachsen ist sie dort mit ihren fünf Geschwistern in einer sehr gläubigen muslimischen Familie. Während ihres Studiums der Physiologie an der Universität in Shiraz lernte sie einige Christinnen und Christen kennen. „Ich habe viel von ihnen über das Christentum und die Heilige Schrift erfahren und mich mehr und mehr dafür interessiert.“ Acht Jahre lang hat die junge Frau dann eine evangelische Hauskirche besucht – immer im Geheimen, denn vom Islam zum Christentum zu konvertieren ist im Iran verboten und kann mit dem Tod bestraft werden. Seit März 2014 ist Johanna zusammen mit ihrem iranischen Mann, den sie auf der Universität in Shiraz kennengelernt hat, in Österreich. Ihr Antrag auf Asyl läuft. „Was mir Mut und Hoffnung gibt ist die Freiheit, die ich hier habe, ohne Angst in die Kirche gehen und meinen Glauben öffentlich leben zu können und dabei nicht mit dem Tod bedroht zu werden.“