Der Stein vom Grab war weggerollt, heißt es zu Ostern. Es gibt aber auch Steine, die vom Herzen fallen. Dann wird es wieder leicht.
Eine Freundin hat Albträume. Sie will nicht darüber sprechen. Doch jedesmal, wenn sie von einer weiteren schlecht durchträumten Nacht erzählt, wirkt sie so niedergeschlagen, dass es schwer ist, nicht weiter nachzufragen. Beim letzten Treffen will ich ihr Schweigen nicht hinnehmen. „Erzähl mir, was dich bedrückt. Du wirst sehen, der Traum wirkt dann gar nicht mehr so schlimm“, sage ich vorsichtig. Und endlich öffnen sich die Schleusen: Sie erzählt den Traum – und auch gleich ein paar frühere dazu. Und nach ein paar Taschentüchern, in die sie ein bisschen hineinweinen musste, strahlen ihre Augen wieder. „Mir ist jetzt ganz leicht ums Herz!“ Unwillkürlich atme ich tief durch. Und merke, dass auch mein Herz schwer gewesen ist. Dass meine Atmung schon ganz flach war. Dass mit dem Einatmen ein belebender Luftstrom durch meinen Körper fließt.
Seitdem warte ich erst gar nicht, bis mir das Herz schwer ist. Mitten im Alltag denke ich „Mir ist ganz leicht ums Herz.“ Und dann ist es wirklich so.