„Es gibt viele Gründe dafür, sich am Arbeitsmarkt schwererzutun.“ – So begann vor ein paar Monaten Mag. Margit Lindorfer, die Leiterin des FrauenTrainingsZentrums Rohrbach, ihre Dankrede für die Auszeichnung mit dem Menschenrechtspreis des Landes Oberösterreich. Die Gründe sind seither nicht weniger geworden.
Im FrauenTrainingsZentrum werden vor allem Frauen unterstützt, die es schwerhaben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. So werden Frauen zielgenau und in Zusammenwirken mit dem Unternehmen für konkrete Arbeitsplätze ausgebildet. Oder Frauen werden gecoacht, die eine Ausbildung in einem handwerklich-technischen Beruf beginnen wollen.
Chancen verbessern
Es gibt viele Gründe, am Arbeitsmarkt wenig Chance zu haben und Gefahr zu laufen, am Rand der Gesellschaft zu landen. Margit Lindorfer nannte bei der Preisverleihung ein paar dieser Gründe und legte damit auch den anwesenden Politiker/innen die Anliegen der betroffenen Menschen ans Herz: Sie brauchen gezielte Unterstützung. Menschen etwa, die eine schlechte Schulausbildung haben oder in psychischen Krisen sind. Menschen, die Betreuungspflichten für Kinder mit besonderen Bedürfnissen haben. Und Menschen, die aus dem Ausland zu uns kommen. – Seit 1998 hilft das FrauenTrainingsZentrum des Vereins ALOM Frauen, ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern.
Nicht nur Frauen
Zu den bewährten Angeboten des FrauenTrainingsZentrums ist mit der Jobwerkstatt für Jugendliche ein neues Projekt gekommen. An ihm können weibliche wie männliche Jugendliche teilnehmen. Es ist nicht das einzige Projekt, das auch für Männer zugängig ist, denn bei der Implacementstiftung für Soziales & Gesundheit sowie bei aQua (arbeitsplatznahe Qualifizierung) finden Männer wie Frauen Platz. Zu den bewährten Frauenprojekten gehören die FiT-Beratung für Frauen in Handwerk und Technik, die mobile Bildungsberatung für Frauen im Oberen Mühlviertel und das FrauenBerufsZentrum, mithilfe dessen Frauen neue berufliche Perspektiven entwickeln.
Vielfalt
Das Seminar „Vielfalt Nutzen Lernen“ wendet sich an Frauen, die aus dem Ausland zugewandert sind. Sie können mit anderen Frauen Deutsch lernen, verbessern das Lesen und Schreiben und werden für alltägliche Situationen – etwa Arztbesuche, Ausfüllen von Formularen, Gespräche – sicherer. Auch Computer-Grundkenntnisse können sie erwerben. Die Teilnahme am Kurs ist wie auch die Kinderbetreuung während der Kurszeiten an drei Vormittagen pro Woche gratis. Ein ähnliches Ziel wie das Seminar „Vielfalt Nutzen Lernen“ verfolgt das Deutsch-Kommunikationstraining für Migrantinnen jeden Montag Nachmittag. – Das FrauenTrainingsZentrum von ALOM bemüht sich also mit einem vielfältigen Angebot, die Chancen von Frauen am Arbeitsmarkt zu verbessern.
„Es war furchtbar.“
Für dieses umfangreiche Wirken im Sinne eines Menschenrechts auf Arbeit und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben hat das FrauenTrainingsZentrum den Menschenrechtspreis bekommen – für das Wirken gegen die Ausgrenzung, die eine der Frauen so formulierte: „Ich bin vor vier Jahren nach Österreich gekommen. Vor der Geburt meines Sohnes habe ich in Linz gearbeitet. Dann suchte ich eine Stelle in der Region. Es war furchtbar – auf 200 Bewerbungen erhielt ich nur eine Antwort. Ich dachte, als Ausländerin werde ich hier nicht gebraucht.“
Jugendliche
In der Jobwerkstatt für Jugendliche, die im Auftrag des Arbeitsmarktservice Rohrbach durchgeführt wird, werden zwölf Jugendliche, die alle „ein g’scheites Packerl mittragen“ vier Monate darin unterstützt, am Arbeitsmarkt bzw. in einer Berufsausbildung unterzukommen. „Eine längere Zeit wäre besser“, sagt die Projektleiterin Mag. Erna Höllinger. Sozialpädagogisch begleitet lernen die Jugendlichen in den ALOM-eigenen Betrieben – Jugendgästehaus Ulrichsberg und Böhmerwaldwerkstätte – drei Arbeitsfelder praktisch kennen: Holz- und Metallverarbeitung sowie Küche/Service. Aber es drohen neue restriktive Maßnahmen in der aktiven Arbeitsmarktpolitik. ALOM-Geschäftsführer Bernhard Enzenhofer hofft, dass die kolportierten weiteren Einsparungen von 20 Millionen Euro im nächsten Jahr noch abgewendet werden. „Denn Investitionen in die Menschen in diesem Bereich lohnen sich. Es ist Unsinn, da einzusparen.“