Kommentar von Susanne Huber über die Diskriminierung von Kopftuchträgerinnen und die Wichtigkeit von Toleranz.
Ausgabe: 2015/15, ausländerfeindlich
07.04.2015 - Susanne Huber
In einem Café hört man rund um einem so dies und das. Unfreiwillig bekommt man da oft Dinge zu hören, die man gar nicht hören möchte. Zum Beispiel ein Gespräch über die geplante Suche nach einer neuen Arbeitskollegin. Die müsse unbedingt ins Team passen. Deshalb werde man bei den Bewerbungsunterlagen schon einmal alle Endungen mit „dag“, „öz“, „türk“, „gül“ oder „niz“ im Vorhinein aussortieren. Man möchte ja schließlich nicht mit einer, die ein Kopftuch trägt, zusammenarbeiten. Das gehe gar nicht.
Nachdem dies an mein Ohr gelangte, war die erste Reaktion darauf, dass sich mein Magen zusammenkrampfte und ich mich ganz spontan unwohl fühlte. Vielleicht hätte ich mich einmischen sollen, meinen Unmut darüber kundtun sollen, habe es aber nicht getan. Stattdessen überlegte ich, woher wohl diese Angst vor dem Fremden kommt. Allem, was uns auf den ersten Blick nicht vertraut ist, stehen wir oft skeptisch, distanziert und abwehrend gegenüber. Da spielt die Hautfarbe oder eine andere Religion als die eigene eine große Rolle. Generell haben es Minderheiten in einer Gesellschaft schwer. Das gilt für Christen in muslimischen Ländern wie auch für Ausländer und Muslime in unserer Heimat. Manchmal wird die Skepsis dem Fremden gegenüber auch durch die Medien verstärkt. Überwindet man aber die Angst und sucht den näheren Kontakt, stellt man oft fest, dass es sich um Menschen handelt wie „du und ich“, mit denselben Problemen, Sorgen, Interessen oder Wünschen. Die Angst vor dem Fremden zu überwinden und sich anzunähern, dazu braucht es Toleranz. Mehr denn je.