Im Linzer Lokal Cose Cosi sind auch Menschen, die am Rande leben, willkommen. Wirt Mathias Skerlan wurde für sein Engagement mit dem Solidaritätspreis ausgezeichnet. In diesem Lokal komme ich mit Andreas, einem Gestrandeten ins Gespräch. Er hat einen Hund bei sich.
„Ich muss oft ins Spital, aber da unterschreibe ich einen Revers, weil ich den Hund nicht allein lassen kann“, erzählt Andreas. Im Beruf war er erfolgreich, hat einem Anleger sein Geld anvertraut und alles verloren. Schließlich ist er wegen schwerer gesundheitlicher Probleme arbeitsunfähig geworden. Jetzt lebt er allein mit seinem Hund Ruby und einem Papagei. Auf Ruby ist er stolz. Der neunjährige „herzensgute“ Boxer ist sein Begleiter.
TierTafel
Wenn er, was schon oft vorgekommen ist, ins Spital muss, hat er große Sorgen, weil er niemanden hat, dem er den Hund anvertrauen kann. Niemanden hatte, muss es heißen! Denn über die „TierTafel“ der Linzer Pfarre St. Peter hat er nun von der dort mitarbeitenden Frau Isolde Essig die Zusage, dass sie sich seines Hundes annehmen wird. Frau Essig stellt ihm auch das Tierfutter zu, das die TierTafel jeden 3. Samstag im Monat an bedürftige Menschen mit Haustieren ausgibt.
Etwa 100 kommen um Unterstützung
Bis zu 100 „Kunden“ sind bei der TierTafel registriert. Gegen eine Monatsgebühr von fünf Euro erhalten sie am monatlichen Ausgabetag Futter. Es reicht für zwei Wochen. Vögel, Katzen, Hunde, Mäuse oder Hasen, die Kunden der TierTafel sind für ungefähr 300 Tiere Herrl bzw. Frauerl. Acht ehrenamtliche Mitarbeiter/innen kümmern sich ums Futter, geben es aus oder stellen es jenen zu, die sich schwer mit dem Heimtragen tun. Einige Firmen unterstützen die TierTafel großzügig mit Sachspenden. Nicht nur Futter gibt es, auch bei Impfungen und anderen Tierarztkosten wird Unterstützung gewährt. Eine besondere Entlastung ist die Zusage, den Freund auf vier Pfoten (oder auf anderen Füßen) in gute Hände geben zu können, wenn man sich selbst pflegenden Händen überlassen muss. Und sollte das Herrl oder Frauerl in ein Seniorenzentrum übersiedeln müssen, ist über das Projekt „Freunde bleiben“ der Kontakt zum geliebten Haustier weiterhin möglich: Es vermittelt das Tier auf einen guten Platz und sorgt dafür, dass es mit seiner neuen Familie etwa alle vierzehn Tage zu Besuch kommt. – Ein „TierLichtblick“ der Pfarre St. Peter!
Beruhigt
Andreas ist erleichtert. Die Tierfreundlichkeit der Pfarre St. Peter – TierTafel und TierLichtblick sind ein Engagement des pfarrlichen Fachausschusses Schöpfungsverantwortung – beruhigt ihn. Er kann jetzt ins Spital gehen, wenn es sein muss. Er, der oft erlebt, dass ihm Zutritt zu Lokalen verwehrt wird – „schleich di mit dein stinkaden Hund!“ – kennt jetzt Menschen, die Hunde mögen, auch seinen Ruby. Er ist der schönste und friedlichste Hund, erzählt mir Andreas. Als er auf die Toilette muss, bittet er mich, den Hund zu halten: „Du magst Hunde, das kenne ich“, sagt er. – Na ja, so ein rasender Hundefreund bin ich gar nicht. Aber Ruby mag ich tatsächlich. Vor allem, weil er ein Herrl hat, dem er viel bedeutet. Ein gutmütiger Hund eines Gestrandeten, der es nicht leicht hat, guten Mutes zu sein.
TierLichtblick, Pfarre St. Peter, Tel. 0732/34 14 42; Ausgabestelle jeden 3. Samstag im Monat: Wallenbergstraße 20, 4020 Linz, Tel. 0699/18 24 84 77; www.tierlichtblick.at