Die Türen zu. Das war die Reaktion der Freunde Jesu, als dieser hingerichtet wurde. Angst drängt zur Vorsicht, also sperren sie sich ein. Das aber ist das Problem der Vorsicht, dieser Flucht in die eigene Enge. EIn Leitartikel von Matthäus Fellinger
Man entzieht sich nicht nur den Blicken, man verliert selbst die Aussicht dabei. Viele Menschen leben wie hinter verschlossenen Türen. Nur nichts Unvorhergesehenes! Alles möge im sicheren Bereich bleiben, erwartbar. Doch das ist das Dilemma: Der Angst vor dem Ungewissen steht die Lebenssehnsucht gegenüber, nach Erfüllung, nach Hoffnung. Die Vorsicht bleibt in sich selbst. Da kommt nichts mehr. Leben mit der Perspektive des Glaubens ist nicht ein Leben nach den Prinzipien der Vorsicht, sondern im Horizont der Vorsehung. Ein gewagter Begriff, schließlich vereinnahmte man diesen Begriff und betrachtete sich als „Werkzeug“ der Vorsehung. Doch Vorsehung ist nicht die Verlängerung eigener Macht. Sie macht nicht zu, sie öffnet. Sie schenkt Vertrauen, dass es gut um das Leben wird. Es ist mehr, als ich mit dem eigenen Kopf begreifen kann. Die Freunde Jesu hatten selbst nicht die Kraft für diesen hoffnungsvollen Blick. Die Tür wurde von außen durchbrochen. Das ist die Hoffnung.