Volle Kirchenräume und schöne Begegnungen: Zum zehnten Mal engagierten sich Christinnen und Christen bei der Langen Nacht der Kirchen, um ihre lebendige Kirche sichtbar zu machen. 350.000 Menschen in ganz Österreich ließen sich begeistern.
Ausgabe: 2015/23, Lange Nacht, Gastfreundschaft, Kirche, Feier
02.06.2015
- Christine Grüll/Elisabeth Leitner
An die 2000 Menschen waren in den Linzer Mariendom gekommen, um das Vocalensemble LALÀ zu hören. Es wurde still. Und dann vereinte sich die Mystik des Lichts der Künstlerin Victoria Coeln und der klaren Stimmen zu einer unglaublichen Dichte. Das Lied „Trag mi. Trag mi, Wind“ schwebte durch den Kirchenraum, ergreifend wie das „Locus iste“ von Anton Bruckner. Das Konzert im Linzer Mariendom war eine von den über 460 Veranstaltungen, die bei der Langen Nacht am 29. Mai in mehr als 120 Kirchen in Oberösterreich stattgefunden haben. Die 65.000 Besucherinnen und Besucher erlebten Musik und Tanz, Vorträge und Lesungen, sie konnten mitsingen oder sich verzaubern lassen, kreativ sein, die Stille des Kirchenraums erfahren, seine Geschichte – oder das Bauwerk sogar physisch erleben wie in Braunau. Stiegenlauf und Turmabseilen. Der Turm der Stadtpfarrkirche St. Stephan – einer der höchsten Kirchtürme in Österreich – spielte in der Langen Nacht eine wesentliche Rolle: Mit der „Challenge SSL Steffl-Stiegen-Lauf“ forderte die Pfadfindergruppe Braunau dazu heraus, den Turm im Lauf zu besteigen. Das „Erlebnis Turm“, bei dem sich Höhenretter an der Außenmauer abseilten, musste wegen eines Gewitters abgebrochen werden – wenig überraschend, kehrt es doch fast alle Jahre bei der Langen Nacht wieder. „Wir konnten uns über 550 Besucherinnen und Besucher freuen“, sagt Inge Fink aus Braunau über die rege Teilnahme, trotzdem auch hier wie an vielen Orten gleichzeitig andere Veranstaltungen stattfanden.
Ökumenische Feier. Gastfreundschaft, die ankommt, lautete ein Motto. Im Linzer Mariendom feierten Vertreterinnen und Vertreter von acht christlichen Konfessionen eine ökumenische Vesper. Der Schwerpunkt der Texte und Lieder lag auf dem Vertrauen auf Gott und darauf, dass sich in den Dunkelheiten des Lebens ein Lichtstrahl seinen Weg bahnt.
Werbung für die Kirche
Bei der Langen Nacht in Großraming sprach Johann Vorderderfler in der Pfarrkirche darüber, wie die Menschen in den letzten Jahrhunderten den Bau immer wieder verändert haben. Wie hat er die Lange Nacht erlebt?
„Der Abend, veranstaltet vom Katholischen Bildungswerk, war besser besucht als eine Sonntagsmesse. Die Menschen waren mit Begeisterung dabei. Wir haben die Glocke, die noch aus dem Jahr 1522 erhalten ist, läuten lassen. Sie ist jeden Tag zu hören, aber an diesem Abend war sie etwas Besonderes. Es war ganz still in der Kirche. Die Lange Nacht wird langsam zur Tradition. Jeder im Ort weiß, dass sie stattfindet. Es kommen Leute, die sonst nicht in die Kirchen gehen, auch wenn das nicht nachhaltig ist. Die meisten sind Kirchgänger. Doch sie erleben an diesem Abend den Kirchenraum anders. Die Lange Nacht ist ein probates Mittel, um Werbung für die Kirche zu machen. Denn Kirche ist ja nicht nur beten und Messelesen.“