Seit Jahrzehnten lehrt Prof. Walter Kirchschläger Bibelwissenschaft. Ihm ist wichtig: Die Bibel hat bedeutsame menschliche Wurzeln. Darüber sprach er bei der Eröffnung der Bibelausstellung in Kronstorf.
Die Pfarre Kronstorf lud Ende Mai zur Eröffnung der Ausstellung „Expedition Bibel“ sowie zu einem Gottesdienst anlässlich des 100. Geburtstages ihres Ehrenbürgers Dr. Rudolf Kirchschläger. Prof. Walter Kirchschläger, Sohn des ehemaligen Bundespräsidenten, war aus diesem Anlass aus Luzern angereist. Bewegt erinnerte er sich seiner letzten Besuche in Kronstorf gemeinsam mit seinem Vater. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung sprach er mit Bibelwerk-Referent Hans Hauer über sein Forschungs- und Herzensgebiet, die Entstehung der Bibel. „Sie ist nicht vom Himmel gefallen, sondern in einem bestimmten kulturellen und politischen Zusammenhang geworden“, sagte der Theologe, „und über einen Zeitraum von 1000 Jahren. Sie ist verortet an einem bestimmten Ort und geprägt durch dessen Klima und Lebensformen.“ Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil stehe fest, dass die Bibel von Gott kommt und gleichzeitig von verantwortlichen Verfasserinnen und Verfassern geschrieben wurde. Bei der Lektüre sei zu hinterfragen: „Was ist damit gemeint?“ Denn wer die Bibel wörtlich nimmt, ohne das zeitliche Umfeld zu beachten, „steht mit einem Bein im Fundamentalismus“. Die Bibelausstellung, die sich den biblischen Themen mit allen Sinnen nähert, sieht er als Anstoss, über diese Fragen nachzudenken. Für die Zukunft äußerte er einen persönlichen Wunsch: „dass die Kirche durch die Impulse von Papst Franziskus auf Touren kommt“.
- Die Ausstellung in Kronstorf ist noch am Sonntag, 14. Juni 2015 von 10 bis 12.30 Uhr zu sehen.