Einer der ersten Wege nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Berlin führte Heiner Koch in die dortige Hedwigskathedrale. Diese wird in den nächsten Jahren neu gestaltet – unter der künstlerischen Leitung des Österreichers Leo Zogmayer.
Mit der Gestaltung liturgischer Räume hat der 1949 in Krems/Donau geborene Maler, Bildhauer und Designer Leo Zogmayer viel Erfahrung: Seine Projekte reichen von Tirol (Karmel Innsbruck, Stift Wilten) über Kirchen in Oberösterreich (Ternberg, Mitterkirchen) bis Wien, um nur österreichische Beispiele zu nennen. Gemeinsam mit den Architekten Sichau und Walter hat der international renommierte Künstler 2014 den Wettbewerb um die Neugestaltung der Hedwigskathedrale gewonnen. In dem Entwurf wird der Bau des 18. Jahrhunderts in seiner Struktur ernstgenommen: Der halbkugelförmige Altar wird mitten unter der Kuppel des runden Baus stehen. Die Gemeinde ist rundherum versammelt – für Zogmayer Ausdruck des Jesus-Wortes: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Der Künstler ist überzeugt, dass bei dieser Nutzung des Raums liturgischen Anforderungen besser begegnet wird als bei der Konfrontation von Priester und Gläubigen vor bzw. hinter dem Volksaltar.
Katholische Kraft
Die Hedwigskathedrale ist dem Pantheon in Rom nachgebildet. Preußenkönig Friedrich II. hatte die Idee, einen Bau für alle Religionen zu schaffen: „Das war damals so unrealistisch wie es das heute ist“, sagt Zogmayer. Den Standort – im Umfeld der Museumsinsel, des Holocaust-Mahnmals, der Staatsoper und der Humboldt-Uni – sieht er als Chance: „Die katholische Kirche muss sich hier als kulturelle und spirituelle Kraft artikulieren.“ Das hat auch mit der Diaspora-Situation in Berlin zu tun: Der Katholikenanteil liegt bei neun Prozent. „Diaspora bedeutet nicht Rückzug, sondern Aussaat“, betont Zogmayer. Mit dem neuen Erzbischof gilt es jetzt, Details zu klären. Geht alles gut, könnte 2016 mit den Bauarbeiten in der Kathedrale begonnen werden.