Die Kirche bündelt ihre Kräfte zur Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen – und bemüht sich um weitere Quartiere. Unterdessen werden zusätzliche Zelte aufgestellt.
Ausgabe: 2015728, Asylwerber, Quartiere, Kirche, Politik
07.07.2015 - Kathpress, Nie
Derzeit leben über 4000 Personen in Grundversorgung in einem kirchlichen Quartier. Vor einem Jahr waren es rund 3000. Die Zahl der Quartiere soll nun laufend erweitert werden. Das ist eines der Ergebnisse der am Freitag in Wien stattgefundenen Konferenz, an der die Diözesankoordinatoren für Flüchtlingsquartiere sowie Vertreter von Orden, Caritas und Katholischer Aktion teilgenommen haben. Daneben engagiert sich die Caritas österreichweit in der mobilen Flüchtlingsbetreuung für über 10.000 Menschen. Die kirchlichen Quartiere sind von unterschiedlicher Größe und Art. Sie befinden sich in Pfarrhöfen, Klöstern oder auch Wohnhäusern. Rund die Hälfte der Quartiere steht in kirchlichem Eigentum, bei der zweiten Hälfte handelt es sich um von kirchlichen Einrichtungen angemietete Räumlichkeiten. Neben den schon von Flüchtlingen bewohnten Unterkünften hat die Kirche zuletzt zahlreiche weitere Quartiere angeboten. Diese sind von den Behörden aber aus unterschiedlichen Gründen abgelehnt worden, wie kirchliche Verantwortliche berichten.
Erste Tagung
Die Bischofskonferenz hat festgelegt, dass in jeder Diözese ein „Diözesankoordinator für Flüchtlingsunterbringung“ bestellt wird. Dieser soll die bereits existierenden kirchlichen Maßnahmen in diesem Bereich erheben und die Suche nach weiteren Quartieren für die Grundversorgung übernehmen. Die Koordinatoren tagten vergangenen Freitag unter dem Vorsitz des Generalsekretärs der Bischofskonferenz, Peter Schipka, zum ersten Mal. Sie sollen auch die Gespräche mit den Ländern über geeignete kirchliche Quartiere oder Wohnungen führen. Die Beratung von Pfarren und Ordensgemeinschaften in Flüchtlingsfragen gehört zu ihren Aufgaben. Die kirchlichen Hilfeleistungen sind vielfältig, zugleich freilich auch unübersichtlich, weil viele verschiedene Rechtsträger beteiligt sind. Viele Ordensgemeinschaften und Pfarren bieten Quartiere an, deren Betreuung teils von der Caritas, der evangelischen Diakonie oder anderen Organisationen übernommen wird. Ähnlich verhält es sich mit diözesanen Einrichtungen. Die Kirche prüft derzeit auch geeignete Flächen als mögliche Standorte von Containerunterkünften.
Briefe an die Politik
Unterdessen wurden vergangene Woche seitens des Innenministeriums weitere Zelte als „Notquartiere“ aufgestellt. In Briefen an den Bundespräsidenten, die Bundesregierung und die Landeshauptleute forderte die Katholische Aktion (KA) „gemeinsam Wege aus der derzeitigen Misere bei der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen und Asylwerbern“ zu finden. In Ländern und Gemeinden würden viele Hilfswillige erleben, „dass bürokratische und baurechtliche Standards vorgeschoben werden“, um keine Flüchtlinge aufnehmen zu müssen. „Wer den Angstmachern auf diese Weise nachgibt, handelt menschenverachtend und bringt unser Land auf einen Weg, der nicht zukunftsfähig ist“, sagt die KA.