Ein Wanderstab, an den Füßen nur Sandalen, und sonst nichts. Jeweils zwei seiner Jünger zusammen sendet Jesus aus, um Gottes Botschaft zu den Menschen zu bringen und Kranke zu heilen.
Ausgabe: 2015/28, Sonntag, Evangelium, Lesung
08.07.2015 - Irina Wutzlhofer
Wort zum Sonntag
1 + 1 = viel mehr als 2
Zugegeben! Mathematik war nie meine Stärke. Trotzdem behaupte ich guten Gewissens, dass das obige Ergebnis auf keinen Fall falsch sein kann. Die Herleitung meines Beweises beruht auf zwei Schriftstellen, aus dem Markusevangelium und aus dem Buch Kohelet. Markus berichtet von der Aussendung der Jünger (6,6b–13). Jesus schickt sie nicht einzeln, um die unreinen Geister auszutreiben – wobei das doch viel effizienter gewesen wäre: zwölf Jünger hätten als Einzelkämpfer gleichzeitig an zwölf Orten salben und heilen können! Nein, Jesus entsendet seine Jünger zu zweit. Paarweise! Warum tut er das? Die Lösung für meine ungewöhnliche Gleichung „1 + 1 = viel mehr als 2“ fand ich bei Kohelet (4,9–12). Er bringt es hier auf den Punkt: „Zwei sind besser als einer allein ... Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf ...“.
Die Mathematik-Lehrer/innen mögen nun bitte nachsichtig sein: 1 + 1 MUSS also mehr als nur 2 sein! Jesus gibt seinen Jüngern nicht nur einen Begleiter mit auf den Weg, sondern mit ihm auch jemanden, der Geborgenheit verleiht, der stützt, wärmt und schützt. Es sind also zwei Menschen unterwegs, die füreinander alles sind, was sie im Moment besitzen. Sie sollen keine Vorräte einpacken, keine Kleidung zum Wechseln, kein Geld. Der jeweils andere ist das Wertvollste, was sie auf ihrer Reise mitnehmen. Jesus rechnet nicht nach strengen mathematischen Grundregeln. Er erinnert uns vielmehr daran, dass wir uns im Leben auf unsere(n) Begleiter verlassen dürfen, dass wir nicht alleingelassen sind. Gerade die Ratschläge von Kohelet gehen mir sehr zu Herzen – haben sie mich doch auch schon bei meiner eigenen Eheschließung begleitet. Es ist ein unbezahlbares Geschenk, eine/n Partner/in zu haben, der/dem ich in jeder Situation voll vertrauen kann, die/der zuhört, tröstet, das eigene Glück teilt!
Zum Weiterdenken
„Das mach’ ich mir mit mir selbst aus. Ich will niemanden belasten.“ Sich in persönlichen Krisenzeiten einem Freund anzuvertrauen ist kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Das macht Freundschaft aus.
15. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 12. Juli 2015
Evangelium
Markus 6,7–13
Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
1. Lesung
Amos 7,12–15
Zu Amos aber sagte Amazja (der Priester von Bet-El): Geh, Seher, flüchte ins Land Juda! Iss dort dein Brot, und tritt dort als Prophet auf! In Bet-El darfst du nicht mehr als Prophet reden; denn das hier ist ein Heiligtum des Königs und ein Reichstempel. Amos antwortete Amazja: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin Viehzüchter, und ich ziehe Maulbeerfeigen. Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und zu mir gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!
2. Lesung
Epheser 1,3–14
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn; durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. Durch sie hat er uns mit aller Weisheit und Einsicht reich beschenkt und hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat: Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist. Durch ihn sind wir auch als Erben vorherbestimmt und eingesetzt nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschließt; wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher auf Christus gehofft haben. Durch ihn habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; durch ihn habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geistes empfangen, als ihr den Glauben annahmt. Der Geist ist der erste Anteil des Erbes, das wir erhalten sollen, der Erlösung, durch die wir Gottes Eigentum werden, zum Lob seiner Herrlichkeit.
Antwortpsalm
Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen. Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich. Treue sprosst aus der Erde hervor; Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. [...] Gerechtigkeit geht vor ihm her, und Heil folgt der Spur seiner Schritte. aus Psalm 85