Ausgabe: 2015/31, Leitartikel, Neid, miteinander, Anerkennung
28.07.2015
- Matthäus Fellinger
„Das muss ihm der Neid lassen!“ Eine Anerkennung mit Vorbehalt ist das, denn eigentlich hätte man es gerne selbst so zustande gebracht. Es ist nicht so leicht mit der neidlosen Anerkennung und mit dem Gönnen des Erfolges – vor allem, wenn sich Menschen auf demselben Feld behaupten müssen. Die einen fühlen sich entmutigt: Wozu strenge ich mich an, wenn andere es doch viel besser können? Andere suchen nach dem Haar in der Suppe, indem sie die Erfolge der Konkurrenz schlechtreden. Wie wäre es, wenn nicht eine gerade sich abgerungene Neidlosigkeit das Motiv der Anerkennung wäre, sondern ein echtes Mitfreuen? Gott sei Dank gibt es sie: Menschen, die etwas besser können als ich. Sonst wären meine Grenzen auch schon die Grenzen des Möglichen. Die Kunst, sich mit den Erfolgen anderer zu freuen, entkrampft das Miteinander der Menschen. Echte Neidlosigkeit nimmt Abstand davon, sich selbst ständig mit anderen zu vergleichen. Nicht gegen mich, auch für mich sind andere gut. Wir dürfen an den Talenten anderer mitnaschen. Wenn eine bessere, friedlichere, gerechtere, schönere Welt kommen soll: Hoffentlich gibt es da Leute, die es besser zustande bringen.