Schon früh in ihrem Leben gelangte Angelika Neuwirth in ein islamisches Land. Nach der Matura ging es für die in der kleinen norddeutschen Stadt Nienburg an der Weser Geborene nach Teheran, um einmal etwas ganz anderes zu sehen und zu erleben. „Ich habe dort als Au-pair-Mädchen gearbeitet und zugleich an der Universität die arabische Sprache und Literatur studiert. Diese durch den Koran geprägte Lebensart hat mich so gefesselt, dass ich beim Studium der Orientwissenschaften blieb – später dann in Berlin, Göttingen, Jerusalem und München.“ In dieser Zeit hat sich die griechisch-orthodoxe Christin auch intensiv mit dem Judentum und dem orthodoxen Christentum beschäftigt. Nach erfolgreichem Studien-Abschluss führte sie ihr Weg u. a. nach Jordanien, wo sie sechs Jahre lang an der Universität of Jordan in Amman auf Arabisch lehrte. Heute unterrichtet sie an der Freien Universität Berlin Arabistik und leitet das Projekt „Corpus Coranicum“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Koranforschung
Der Theologische Preis der „Salzburger Hochschulwochen“ (27. 7. bis 2. 8.) hat für Angelika Neuwirth eine besondere Bedeutung. „Die Koranforschung liegt im Argen. Deshalb bin ich dankbar, dass ich wieder einmal eine Möglichkeit bekomme zu sagen, wie heute zeitgemäße Koranforschung betrieben werden sollte. Natürlich ist das ein komplexes Unternehmen, das aber im Blick haben muss, dass wir es nicht mit einem geschlossenen Buch zu tun haben, sondern mit der Gründungsurkunde einer Weltreligion, die uns täglich präsent ist. Da wir – in Österreich wie in Deutschland – eine große Zahl von Muslimen in unserer Gesellschaft haben, wird es höchste Zeit, dass wir uns ein angemessenes Verständnis dieses Korans leisten.“