Finanzminister Schelling ließ aufhorchen. Durch seine Äußerung, es sei „schwer, in Österreich Arbeitskräfte zu finden, weil das Arbeitslosengeld fast genauso hoch ist wie das Arbeitseinkommen“. Seiner Meinung nach funktioniere das Hartz-IV-Modell in Deutschland besser. Doch kann ein Modell, das Arbeitnehmer unter Druck setzt, eine Arbeit unter ihrem qualitativen Niveau anzunehmen, eine Lösung sein? Wohl kaum. Dadurch wird verstärkt, dass Menschen – die so genannten „Working Poor“ – zwar einer Arbeit nachgehen, aber so wenig verdienen, dass sie nur schwer über die Runden kommen – sprich unter der Armutsgrenze leben. Und außerdem: in Österreich ersetzt das Arbeitslosengeld bis zu einem Jahr 55 Prozent des zuvor erhaltenen Einkommens. Wer nach einem Jahr immer noch arbeitslos ist, bekommt Notstandshilfe, die noch geringer ausfällt. Das Arbeitslosengeld zu kürzen, wäre fatal. Soll denn Armut gefördert werden?
Außerdem unterstellt der Finanzminister mit seiner Aussage den Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, Faulheit. Wie überheblich. Was es heißt, arbeitslos zu sein, wissen wohl jene am besten, die es selbst einmal waren, und jene, die es sind. Abgesehen vom finanziellen und sozialen Druck steigt auch der psychische Druck, je länger die Zeit der Arbeitslosigkeit dauert. Der Verlust der Arbeit bringt Unsicherheit und Angst mit sich. Man resigniert, wird depressiv, fühlt sich minderwertig. Eine Lösung – gegen die sich der Finanzminister übrigens auch negativ ausgesprochen hat – wäre durchaus das bedingungslose Grundeinkommen. Um den Druck zu nehmen und in Würde leben zu können.