Ausgabe: Hildegard-Heilkunde, Kons. Herbert Felbermayr
21.07.1998 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Mit dieser Nummer startet eine neue Serie über Hildegard-Medizin. Verfaßt wurden diese Artikel von Konsulent Herbert Felbermayr aus Bad Hall.1. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) – Heilige der ungeteilten ChristenheitHildegard, eine der größten Frauengestalten des Abendlandes, wird „Prophetissa teutonica“ (= größte Prophetin Deutschlands) genannt und bis heute als Mystikerin und Heilige verehrt.Das zehnte Kind einer adeligen Familie in Bermersheim in Rheinhessen kam mit 8 Jahren ins Benediktinerkloster zur „Reklusin“ Jutta von Sponheim auf dem Disibodenberg bei Bingen zur Erziehung und Ausbildung. Mit 16 wurde sie als Benediktinerin eingekleidet, und nach Juttas Tod wählte man sie einstimmig zur Äbtissin.Schon als Kind hatte Hildegard die Gabe der geistigen Schau, und mit 43 begann sie ihre umfangreiche literarische Tätigkeit nach dem göttlichen Auftrag: „Schreibe alles auf, was du siehst und hörst, tue die Wunder Gottes kund.“Hildegard sah in ihrer Vision die Geheimnisse Gottes, die Entstehung der Schöpfung, die Erlösung der Welt und sie durchschaute die Aussagen der Heiligen Schrift. Sie erkannte die Heilungsvorgänge in der Seele sowie die körperlich-kosmologischen Zusammenhänge und schrieb eine umfassende Heilkunde als ganzheitlichen Weg zur Gesundheit von Körper, Seele und Geist. Im Mittelpunkt ihrer kosmischen Schau und ihrer Heillehre beschreibt sie die Stellung des Menschen im All, im großen Weltenrad, wobei das Heil des Menschen als harmonischer Dreiklang vom Schöpfer, dem dreifaltigen Gott, von Universum und Mensch dargestellt wird. An ihrem Todestag, den Hildegard voraussah, erstrahlte ein heller Lichterkranz am Himmel, ein Zeichen dafür, daß sie das lebendige Licht schauen durfte.Hildegard wird ohne Heiligenschein dargestellt. Sie ist die Volksheilige für die gesamte Christenheit.Literaturhinweis: Hildegard-Medizin, was ist das?, Edition Procorde, Pettenbach.