Gegen Spiele hat nicht einmal das Fernsehen eine Chance. Einige Spielbesprechungen (Basari, Elfenland, Tonga Bonga, Phase 10, Magalon, Das Geisterschloß, Linie 1)
Ausgabe: Spiele, Basari, Elfenland, Tonga Bonga, Phase 10, Magalon, Das Geisterschloß, Linie 1
28.07.1998 - Ernst Gansinger
„Spielen wir was?“ – Bei dieser Einladung läßt der siebenjährige Simon sogar das Fernsehen sausen. Was nicht verwundert, denn es gibt jede Menge schöne und lustige Spiele.Packen wir also ein neues Spiel aus! Das alleine ist schon ein Erlebnis. „Auch das Auge ißt mit“, weiß jede Köchin. Bei vielen neuen Spielen haben die Spieler im übertragenen Sinn Gelegenheit, „mit den Augen zu essen“. Die Verlage legen Wert auf die Ausgestaltung der Spiele. Ein Spielkegel ist dann zum Beispiel kein plumper Spielkegel, sondern eine originell gefertigte Figur, oft aus Holz. Die Theorie interessiert Simon aber nicht. Er packt flink das neue Spiel aus. Es heißt „Basari“, war auf der Nominierungsliste für das „Spiel des Jahres 1998“ und versetzt die Spieler in die Rolle orientalischer Händler, die in den Basaren Edelsteine kaufen oder tauschen und vor allem feilschen. (Erinnert aber an das ähnlich lautende ältere Spiel „Bazaar“ von Klee-Spiele nur durch den Ort des Geschehens und das Spielmaterial der Edelsteine.) Gleichzeitig agierenDie Zeit ist vorbei, wo der Spielsinn im wesentlichen darin bestand, über viele Felder möglichst schnell an ein Ziel zu kommen und sich von etwaigen Hindernissen nicht aufhalten zu lassen. Das abwechselnde Ziehen der Spielfiguren wird außerdem vielfach von der dynamischen Gleichzeitigkeit der Spieleraktionen verdrängt. Simon hat die Geduld nicht, in der Theorie zu verweilen. Er drängt, schnell anzufangen. Lange Spielanleitungen sind da oft eine harte Geduldsprobe. Zum Glück ist die Spielidee von „Basari“ einfach, sind die Regeln leicht verständlich. So kann’s wirklich bald beginnen. Da fällt mir ein, „Elfenland“ wurde heuer (am 13. Juli in Berlin) aus der Liste der zwölf nominierten Spiele als „Spiel des Jahres“ ausgezeichnet, „Basari“ hat die höchste Auszeichnung nicht geschafft. Was aber dem Spielreiz keinen Abbruch tut.Nun aber endlich zum Spiel: Daß alle gleichzeitig würfeln, ziehen und sich geheim für eine von drei Aktionen entscheiden müssen, bevor sie gleichzeitig ihre Karten aufdecken, macht’s spannend. Simon hat Glück, er wählt Aktionen, die ihn nicht in Konkurrenz zu anderen bringen. So kommt er schneller vom Fleck, sammelt Edelsteine auf und hat bei allen vier Rundenwertungen meist die Nase vorn. Aber auch für die anderen ist’s lustig. „Basari“ läßt die Spieler miteinander ins Geschäft kommen. Es heißt, klug zu handeln, auch klug nachzugeben. Aber was ist in einem Spiel schon „klug“?Ohne Regeln kein Spiel„Tonga Bonga“ stand ebenfalls auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres 1998. Die Spieler müssen für Schiffswettfahrten tüchtige Seeleute heuern, um möglichst viele Knoten machen zu können. Worauf es ankommt, muß man aber im Spiel erst entdecken. Die Spieler setzen die Heuer gleichzeitig aus, würfeln gleichzeitig mit je drei Würfeln (ihren Seeleuten). Wie gut ein Seemann ist, bestimmt die Augenzahl des Würfels. Alle Würfel werden in die Bote der anderen Spieler gesetzt und bescheren dem würfelnden Spieler die ausgesetzte Heuer. Für den heuernden Spieler ist es gut, hohe Augenzahlen in seinem Boot zu versammeln (=Geschwindigkeit). Ab welchem Alter?„Tonga Bonga“ entpuppt sich beim Spielen als leichter verständlich, als von der Anleitung her vermutet würde. Das gilt übrigens für viele Spielanleitungen, die komplizierter zu lesen, als die Spiele zu spielen sind. Wenn auch für „Tonga Bonga“ die Altersangabe „ab 10 Jahren“ lautet, hat dies wahrscheinlich mehr mit der Geduld und dem Leseverständnis zu tun, die die Spielanleitung voraussetzt, als mit dem Spiel selber. So sollte immer ein Erwachsener in ein Spiel einführen, der sich zum Regel-Lesen Zeit nimmt. Wenn er dann auch noch mitspielt, ist es für alle eine Gewinn.„Basari“, Autor: Reinhard Staupe, Verlag F. X. Schmid/ Ravensburger, Herstellerangabe: ab 10 Jahren, 2-4 Spieler, Spieldauer ca. 45 bis 60 Minuten, ca. öS 320,–. Farbblinden nicht zu empfehlen.„Tonga Bonga“, Taktikspiel, Stefan Dorra, Ravensburger, ab 10 Jahren, 3-4 Spieler, ca. 45 Minuten, ca. öS 390,–Weitere Spielebesprechungen nächste Woche.Bunte Mischung:„Phase 10“, F. X. Schmid-Verlag. Bei uns sind Kartenspiele verbreitet, die Runde für Runde andere Aufgaben stellen, „Herzeln“ zum Beispiel. Phase 10 geht einen Schritt weiter: Die Spieler können sich in einer Runde in unterschiedlichen Phasen befinden, weil sie erst „aufsteigen“, wenn sie die jeweilige Phase erfüllt haben. Ein originelles Kartenspiel (3-6 Spieler), das es auch als Würfelspiel (1-8 Spieler) gibt. Ab 8 Jahren, ca. öS 130,–„Magalon“, Ravensburger. Welcher Magier (Spieler) wird in den „Rat der 11“ aufgenommen? Dazu müssen sie wichtige Magier-Utensilien sammeln. Alle agieren in jeder Runde, wozu ihnen von Anfang an gleichwertige Möglichkeiten zur Verfügung stehen, das Spiel zu beeinflussen. Wer setzt die richtigen Mitteln im richtigen Augenblick ein? Strategiespiel von Wolfgang Kramer, ab 12 Jahren, 2-4 Spieler, ca. öS 500,–.„Das Geisterschloß“, Ravensburger. Sieben Geister irren durch das Geisterschloß und suchen ihren Schatten hinter 21 Fensterläden. Memoryspiel von Virginia Charves, das seinen Reiz daraus schöpft, daß nach dem Aufdecken das Plättchen den Platz wechselt und so ein neues Fenster offensteht. 2-4 Spieler, ab 6 Jahren, ca. öS 190,–„Linie 1“, Goldsieber Spiele. Ein Schienenlege-Spiel von Stefan Dorra in zwei Phasen für 2-5 Spieler ab 10 Jahren, die einen geheimen Streckenauftrag erhalten. In der ersten Phase wird auf dem Stadtplan das Schienennetz gelegt, auf dem in der zweiten Phase gefahren wird. Gefragt sind Taktik und die Kunst, zu ahnen, was die anderen wollen, um dies eventuell auch zu vereiteln. Ca öS 300,–