Alles gehört dazu: was ich gerne tue, was mir schwerfällt und das, zu dem mein Gewissen sagt, dass ich es lieber nicht mehr tun soll. In der Buße (Beichte) kann ich alles offen – vor Gott und vor mir – sein lassen.
Aus der Serie "Sieben Sakramente" von Dr. Michael Max, Teil 3 von 7.
Aber unsere Kinder sind ja nun wirklich keine Sünder!“ So harmonisch ein Elternabend zum Start der Vorbereitung auf die Erstkommunion auch verlaufen mag, an dieser Stelle wird er regelmäßig zum Spießrutenlauf. Denn der Weg zum großen Fest beinhaltet auch die Vorbereitung und die Feier der Erstbeichte. Um die aufwogende Welle des Unmutes ein wenig abzufangen, erzähle ich von den Unterschieden zur Erfahrung der Elterngeneration: Dass es nicht darum geht, vorgefertigte Formeln auswendig aufzusagen, sondern um ein Ausbreiten des Lebens vor Gott. Und dazu gehören die Dinge, die ich gerne tue, die, die mir schwerfallen und natürlich auch das, von dem mein Gewissen sagt, dass ich es lieber nicht mehr tun soll.
Und sie ist doch nicht ganz vom Tisch
Weil meine Erfahrung mit solchen Erstbeichtgesprächen eine gute ist, kann ich diesen Zugang auch den Eltern gegenüber glaubwürdig schildern. Oft mündet das Ganze dann in ein Gespräch über Sinn und Unsinn der Beichte. An den zum Teil persönlichen Schilderungen merke ich, dass dieses Sakrament dann doch noch nicht ganz vom Tisch ist, wie manchmal behauptet wird. Allein der Zugang fehlt! Die Beichte gehört zu Taufe und Firmung und nur im Zusammenhang mit diesen ersten Sakramenten des Christwerdens erschließt sich ihr tieferer Sinn. Taufe und Firmung richten mein Leben an Christus aus und damit wird es Teil einer großen Gemeinschaft in ihm. Ziel dieser Gemeinschaft ist es, Leben in Fülle zu ermöglichen, durch das Lebensgeschenk Christi, das im Lebensgeschenk seiner Jünger und Jüngerinnen immer wieder konkret werden möchte.
Wenn Taten das Leben einschränken
Aber was geschieht, wenn einer oder eine aus unserer Gemeinschaft dem nicht (mehr) nachkommt, wenn Taten gesetzt werden, die Lebensmöglichkeiten einschränken anstatt sie zu ermöglichen? Das Sakrament der Buße ist der Weg eines versöhnten Wiederaufnehmens der ursprünglich in Taufe und Firmung grundgelegten Ausrichtung des Lebens und ist, so wie jedes andere Sakrament auch, als ein Ausdruck des Handelns Gottes durch die Kirche in der Gestalt einer liturgischen Feier zu sehen. Ein Umstand, der sich allerdings im individuellen Beichtgespräch, so qualitätvoll und befreiend es auch sein mag, nicht immer nachvollziehen lässt. „Durch den Dienst der Kirche werde dir so die Vergebung der Sünden und der Friede zuteil.“, heißt es in der sakramentalen Formel der Lossprechung. Dass der „Dienst der Kirche“ dabei auf das Amt des Priesters konzentriert wird, erschwert die Erfahrung, dass dieses Sakrament über eine individuelle Sündervergebung hinaus auch die Versöhnung mit der Gemeinschaft der Kirche und damit ein erneutes Aufleben des Taufbewusstseins schenken möchte.
Buße gestalten, so bunt wie das Leben
Das Rituale für die Feier der Buße zeigt eine andere Möglichkeit: Eine Feier mit einem gemeinschaftlichen Teil in Form einer Wort-Gottes-Feier, in der die Erinnerung, dass Gott in seinem Sohn die Welt mit sich versöhnt hat, durch das Hören auf sein Wort und durch konkrete symbolische Gesten zur Erfahrung seiner Gegenwart wird. Und anschließend die Möglichkeit zu persönlichen Beichtgesprächen der Einzelnen, die im Gebet der Gemeinde begleitet werden. Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit wäre vielleicht eine gute Gelegenheit, verstärkt solche Feierformen zu entwickeln und etwa als „Abende der Barmherzigkeit“ in den Gemeinden zu begehen.