Die Spuren des Gottesgeistes führen uns zu Jesus Christus. In ihm begegnen wir der Fülle des Heiligen Geistes. In ihm hat Gottes Geist Gestalt angenommen, hat ein Gesicht bekommen.Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift steht Jesus vom ersten Augenblick seiner irdischen Existenz an in enger Beziehung zum Heiligen Geist. Das Kind, das Maria erwartet, sagt der Bote Gottes zu Josef, „ist vom Heiligen Geist“ (Mt 1, 20). In der Reihe „Spuren des Gottesgeistes“ befaßt sich der Theologe Dr. Josef Schicho mit dem überraschenden Wirken Gottes mitten unter uns. Zur Vorbereitung auf das Jahr 2000 soll heuer der Hl. Geist besonders bedacht werden. Bei der Taufe im Jordan kommt der Geist Gottes auf Jesus herab, und der Vater bezeugt ihn als seinen geliebten Sohn. Der Geist wirkt in Jesu Worten und seinen Machttaten.Vom Geist gesalbtJesus selbst bezieht nach dem Zeugnis des Lukasevangeliums die Verheißung des Propheten Jesaja auf sich: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt“ (Lk 4, 18). Jesus ist also der vom Geist Gesalbte, der Messias, der Christus. Im Tod, in der Auferweckung und Verherrlichung Jesu beginnt die vom Geist Gottes gewirkte neue Schöpfung. Wie Jesus angekündigt hat, gibt er den ihm geschenkten Gottesgeist weiter an die Apostel und alle Gläubigen. Im Heiligen Geist bleibt Jesus in der Kirche und in der Welt gegenwärtig und in neuer, weltweit und jeden Menschen erfassenden Weise wirksam. Jesus, der im Heiligen Geist gekommen ist, der vom Geist erfüllt war (Lk 10, 21), wird auch zum Spender und Sender des Geistes für uns alle. Der Geist Gottes ist das Geschenk des auferstandenen Jesus an die in der Welt zurückbleibende Jüngergemeinschaft.In Jesus wird der Geist Gottes in gewisser Weise sichtbar und greifbar. Jesus wird als der ganz von Gott her Lebende verstanden. In ihm erleben wir die „Kraft des Höchsten“ (Lk 1, 35).Auch heute naheDieselben Spuren, die im Leben und Wirken Jesu die Menschen zum Staunen und zum Lob Gottes brachten, künden auch heute von der Nähe des Herrn, verweisen auf die Wirksamkeit des Heiligen Geistes. In besonderer Weise gilt das vom Leben und Wirken der Kirche; aber nicht nur. Der Geist wirkt weit darüber hinaus; er weht, wo er will. Der Buchtitel von Leonardo Boff „Gott kommt früher als der Missionar“ gilt ganz besonders vom Wirken des Heiligen Geistes. Gott gibt allen Menschen Leben, Atem und alles, predigt Paulus in Athen (Apg 17, 25). Alle können Gott suchen, ihn ertasten und finden, denn keinem von uns ist er fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir. Der Mensch als Bild Gottes Beim Versuch, den Heiligen Geist darzustellen, verwenden die Künstler auch Bilder von Menschen. Die Dreifaltigkeit wird uns als Gemeinschaft von drei menschlichen Personen nahegebracht.Der Mensch als Sinnbild Gottes kann sich auf den Schöpfungsbericht berufen, wo es heißt (Gen 1, 27): „Gott schuf den Menschen als sein Abbild . . . als Mann und Frau schuf er ihn“. Der Mensch und vor allem der Mensch in Beziehung vermittelt uns also ein wenig, wie Gott ist. Christus ist in besonderer Weise „das Bild Gottes“ (2 Kor 4, 4). Die sieben Gaben des Hl. Geistes Seit alters her spricht die Kirche von den sieben Gaben des Heiligen Geistes. Sie will damit die Wirkung des Gottesgeistes in uns veranschaulichen. Dabei bezeichnet die Zahl 7 im biblischen Sprachgebrauch die Fülle des Geistes, die Vollkommenheit seiner Wirksamkeit. Die Aufzählung ist eher zufällig. Es gibt durchaus andere Möglichkeiten, Geistesgaben zu nennen, wie Liebe, Freude, Güte, wie es der Apostel Paulus tut (Gal 5, 2). Die traditionellen sieben Gaben gehen auf Jesaja zurück. Es heißt vom verheißenen Sproß des Herrn (Jes 11, 1f.): „Der Geist des Herrn läßt sich auf ihm nieder: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.“ Damit die Siebenzahl erreicht wird, wurde die letztgenannte Gabe unterteilt in Frömmigkeit und Furcht des Herrn.Die aufgezählten Gaben, die auch bei der Spendung des Firmsakramentes eine Rolle spielen, sind wesentliche menschliche Fähigkeiten und Grundhaltungen, die uns von Gott geschenkt werden. Weise ist, wer die Wirklichkeit recht einzuschätzen versteht und sich auf Gott hin ausrichtet. Die Gabe der Einsicht oder der Wissenschaft meint die Kenntnis des Guten, die Gabe der Unterscheidung von wertvoll und weniger wertvoll. Die Gabe des Rates bezeichnet die Führung Gottes auf unserem Lebens- und Glaubensweg, aber auch die gegenseitige menschliche Hilfe. Kraft und Stärke sind die Fähigkeit, das als gut und wichtig Erkannte auch durchzusetzen, zu verwirklichen. Frömmigkeit ist unsere Beziehung zu Gott, das Vertrauen und die Ehrfurcht vor unserem Vater im Himmel. Gottesfurcht geht nicht auf ein bedrohliches Gottesbild hinaus, sie ist mit der Liebe verbunden, die Furcht ausschließt. Sie soll an die Größe Gottes erinnern, an die Bedeutung der Beziehung.