Ausgabe: 1998/35, Spuren des Gottesgeistes-7. Teil
25.08.1998 - DDr. Josef Schicho
Im Credo bekennen wir vom Hl. Geist, daß er „gesprochen hat durch die Propheten“. Wir dürfen ergänzen, daß er es auch heute durch prophetische Männer und Frauen tut, daß uns sein Wort im Menschenwort – vor allem in der Bibel und in der kirchlichen Verkündigung – erreicht.Das Prophetenwort ist in besonderem Maß Ausdruck der Gotteskraft. Es bewirkt etwas, es bringt Bewegung in Erstarrtes, läßt sich nicht „mundtot“ machen, schafft Hoffnung.In der Herabkunft des Gottesgeistes am Pfingstfest sehen die Apostel und ersten Christen die Verwirklichung der Ankündigung Gottes (Joel 3, 1–5): Ich werde meinen Geist ausgießen über alle Menschen. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein.Propheten – auch heuteWir glauben daran und erleben es, daß Gott auch in unserer Zeit durch Prophetinnen und Propheten spricht, daß er durch sie auf wichtige Wahrheiten hinweist, die Menschen zum Wesentlichen führen will, daß er seine Botschaft hörbar und wirksam macht, die Zeichen der jeweiligen Zeit deutet.Die Heilige SchriftGotteswort im Menschenwort gilt in besonderer Weise auch für die Bibel. Die Christen halten daran fest, daß der Hl. Geist den menschlichen Verfassern und Redakteuren der biblischen Bücher so beigestanden ist, daß man in der Bibel die stets aktuelle Botschaft Gottes an uns sehen darf, daß wir uns auf die darin festgehaltenen Heilswahrheiten total verlassen können. Die Bibel ist nicht bloß ein vor langer Zeit geschriebenes Buch, sondern wird durch den Hl. Geist auch heute zu einer lebendigen, persönlichen Botschaft an jeden Lesenden und Hörenden. Der Hl. Geist ist der eigentliche Ausleger der Schrift, er läßt uns in den in einer bestimmten Zeit und Vorstellungswelt abgefaßten Schriften das erkennen, was uns heute betrifft, was Gott uns sagen will.VerkündigungsaufgabeDie kirchliche Verkündigung ist ein Teil des Bemühens, Gottes Wort lebendig zu halten und im Leben zu verwirklichen. Wenn es auch einen echten Fortschritt in der Erkenntnis der Heilsbotschaft gibt, so glauben wir gleichzeitig daran, daß der verheißene Beistand des Geistes der Kirche hilft, wirklich das zu verkünden, was Jesus gelehrt und gelebt hat, daß die feierlich verkündete Glaubenslehre der Kirche nicht der Gefahr der Irreführung unterliegt. Die Kirche ist aber keine „Bewahranstalt“, sondern lebt aus der Botschaft und der Nähe Got-tes und hat die Aufgabe, die Menschen an Gottes gute Nachricht und seine Gemeinschaft heranzuführen. Die Aufgabe der Verkündigung und des Zeugnisgebens kommt der gesamten Kirche zu.