Erste Klausur der noch jungen Frauenkommission der Diözese Linz
Ausgabe: 1998/38, Frauenkommission
15.09.1998 - Martin Kranzl-Greinecker
Am Ende der zweitägigen Klausur letzte Woche im Haus St. Klara in Vöcklabruck war die Stimmung unter den 20 Mitgliedern der Frauenkommission gut und die Zufriedenheit hoch. „Wir Kirchenfrauen schlafen nicht, es geht was weiter“, lautete eine der Rückmeldungen. Die Klausur in Vöcklabruck war ein Aufbruch. Nun geht die Arbeit in Richtung einer frauenfreundlicheren Kirche weiter. Als wichtigen Schritt nennt die diözesane Frauenbeauftragte, Mag. Gabriele Kienesberger, die Weiterarbeit am Frauengleichstellungsplan. Mit diesem Plan soll es gelingen, in den kirchlichen Gremien Mitsprache und Mitentscheidung von Frauen zu verankern. Immerhin sind von den Beschlüssen kirchlicher Gremien Frauen massiv betroffen. Nicht ausgeschlossen soll im Gleichstellungsplan das Thema Bezahlung sein. Gleiche Arbeit darf nicht geschlechtsspezifisch unterschiedlich bezahlt werden. Eine deutsche Studie ergab klare Lohn- und Aufstiegsunterschiede zum Nachteil der Frauen im kirchlichen Dienst. In der Diözese Linz will die Frauenkommission nun den Ist-Zustand erheben.Ein zweites Feld, das bei der Klausur bearbeitet wurde, ist der Bereich Liturgie. Die Arbeitsgruppe „Liturgiereform aus Frauensicht“ wird neue liturgische Formen entwickeln, sammeln und aufbereiten. So sollen künftig weibliche Anliegen und Sichtweisen auch im Gottesdienst besser zur Sprache kommen.Frauenleben im KlosterDer Tagungsort der Frauenkommissionsklausur, das Exerzitienhaus St. Klara, gehört zum Orden der Franziskanerinnen von Vöcklabruck. Die Schwestern, die in St. Klara leben und arbeiten – etwa im dazugehörigen Seniorenheim – stellten den Gästen nicht nur Raum zur Verfügung. Die Klausurteilnehmerinnen beteiligten sich am Stundengebet und ein Abend stand ganz im Zeichen der Ordensfrauen. Die Schwestern erzählten ihre Lebensgeschichten, Lebenserfahrungen und Glaubenswege. In vielen Frauenorden schlummern starke geistliche Kräfte, gibt es eine tiefe spirituelle Identität. Nicht selten sind diese Stärken überdeckt von der alltäglichen Arbeit der Schwestern und von der Aufrechterhaltung der klösterlichen Werke. Der vor einem Jahr gegründeten diözesanen Frauenkommission gehören auch Ordensfrauen an. Es liegt also nahe, daß dieses Gremium den Frauenorden besondere Unterstützung anbietet und sie gleichzeitig auch erhofft.Noch ein Ergebnis der Klausur: Frauen in der Kirche sind immer da, leisten ihren Beitrag, werden aber (zu) wenig wahrgenommen. Diese Erfahrung der Frauenkommissionsmitglieder wird nun in einer positiven Imagekampagne unter dem Motto „Was Frauen in der Kirche tun“ umgesetzt werden.