Die Lebendigkeit und Vielfältigkeit der Pfarre Garsten ist für einen Außenstehende überraschend. Es gibt hier Angebote für alle Interessens- und Altersgruppen.Ein großer Schwerpunkt ist die Gottesdienstgestaltung. Die Bandbreite reicht von lateinischen Messen bis zu zeitgemäßen Jugendgottesdiensten, die es in Garsten schon seit 26 Jahren gibt. Regelmäßige Gottesdienste gibt es auch in den beiden Filialkirchen Dambach und Mühlbach, wo es sogar eigene Verantwortliche dafür gibt. Die Menschen sind hier sehr aufgeschlossen und offen, berichtet Dr. Alfred Habichler, der im Vorjahr Pfarrprovisor war und jetzt Pfarrmoderator ist. Das ist auch eine Besonderheit von Garsten: die Pfarre wird mit Mag. Stefan Grandy als Pfarrassistent von einem Laien geleitet.Natürlich gibt es bei manchen etwas Skepsis, weiß Grandy, aber der Priestermangel zwingt eben zu neuen Wegen. Er glaubt nicht, daß es große Probleme gibt, noch dazu wo er ja kein Unbekannter ist, da er hier in der Jugendarbeit engagiert war. Besonders offen war die Pfarrgemeinde schon immer für Menschen in Not.So fanden z.B. über 50 Flüchtlinge aus Bosnien Aufnahme, Schutz und Betreuung. Auch an der Ferienaktion für Tschernobylkinder haben sich die Garstner bereits dreimal beteiligt.Lokaler HeiligerGarsten ist mit der Stadt Steyr schon fast zusammengewachsen. Der Großteil der rund 6.500 Einwohner, über 4.400 davon sind Katholiken, können als städtische Bevölkerung bezeichnet werden, 10% sind Bergbauern. Mit Mühlbach und Dambach gibt es zwei sehr eigenständige Ortsteile, die auch eigene Filialkirchen besitzen. Der usprünglich slawische Name „Garstina“ wird 985 erstmals erwähnt und war damals schon eine eigene Pfarre. 1080 gründete Ottokar I., Markgraf von Steyr, hier ein Kanonikerstift, 1107 erfolgte die Umwandlung in ein Benediktinerstift, dessen erster Abt der hl. Berthold wurde. Im Jahre 1787 wurde das Kloster aufgehoben. Nach dem Abbruch der alten Pfarrkirche wurde die bisherige Klosterkirche zur Pfarrkirche. Im ehemaligen Klostergebäude ist das Gefangenenhaus untergebracht.Für groß und kleinEs muß auch bauliche Veränderungen gebenZurecht stolz sind die Garstner Pfarrverantwortlichen auf die Öffentliche Bücherei. Grandy: „Welche Pfarre hat dafür schon 14 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen?“ Drei davon sind sogar geprüfte Büchereileiter, erzählt Gerlinde Zachl, die seit 1985 für die Bücherei verantwortlich ist.1996/97 wurde die Bücherei baulich auf 114 m2 erweitert, der Buchbestand in den letzten 20 Jahren kontinuierlich auf derzeit ca. 8.000 Exemplare ausgebaut und das Angebot auf die neuen Medien wie Zeitschriften, Spiele, erweitert.Zu den attraktiven Angeboten des Büchereiteams gehören verschiedene Veranstaltungen wie Lesungen, Kindernachmittage und Ferienaktionen für Kinder.Viel Wert wird auch auf die Qualität der Bücher, auf den literarischen Anspruch gelegt. So findet beispielsweise extreme esoterische Literatur hier keine Aufnahme.Gerlinde Zachl betont noch besonders die gute Zusammenarbeit mit den Schulen und freut sich, daß etwa 10% der Bevölkerung die Dienste der Bücherei in Anspruch nehmen. Wenn man rechnet, daß Bücher in einem Haushalt sehr oft von mehreren Personen gelesen werden, ist die Prozentzahl eigentlich höher.Pro Jahr werden etwa 500 Bücher neu angekauft, wobei etwa die Hälfte davon selbst finanziert werden kann, freut sich Zachl, die darauf verweist, daß die Bücherei an vier Tagen pro Woche geöffnet hat. Rücksicht wird auch auf die Senioren genommen: für sie werden Bücher im Großdruck zur Entlehnung angeboten.Kindergarten wurde neuDie Sorge der Pfarre gilt in besonderer Weise den kleineren Pfarrangehörigen. Ihnen steht der Pfarrcaritaskindergarten zur Verfügung. Rund 130 Kinder werden derzeit in fünf Gruppen betreut. Da der Platz zuwenig war, wurde im letzten Jahr mit Unterstützung von Gemeinde und Land OÖ. ein Zubau errichtet und der Garten neu gestaltet.Ein Treff für alleJeden Freitag ist im „Sextonhouse“ BetriebVor bereits 15 Jahren ist das ehemalige Mesnerhaus für Jugendgruppenstunden zur Verfügung gestellt worden. Ausschlaggebend für eine Neubestimmung vor etwa einem Jahr war, daß die traditionellen Formen der Jugendarbeit bei den jungen Menschen keinen Anklang mehr fanden.Der Pfarrgemeinderat erkannte die Situation richtig und stimmte der Adaptierung des Mesnerhauses zu einem „halboffenen Jugendhaus“ zu. Weil es sich besser anhört, nahmen die jungen Leute den englischen Namen für Mesnerhaus, nämlich „Sextonhouse“.Unter „halboffenes Jugendhaus“ wird verstanden, daß zwar alle Jugendlichen, die es interessiert kommen können, daß aber nicht jeden Abend, sondern nur Freitag abends geöffnet ist.Im „Sextonhouse“ herrscht absolutes Rauchverbot und es gibt auch keine alkoholischen Getränke. Neben der Bar, die vor allem dem ungezwungenen Plaudern dient, werden auch inhaltliche Themen wie Sucht, Gewalt, Aids usw. angeboten.Zu dem von einem Jugendteam erstellten, oft unkonventionellen Angeboten zählt beispielsweise am 16. Oktober ein Abend mit Vorwärts-Torhüter Walker.Besonders angesprochen werden sollen mit diesem Jugendhaus junge Leute ab etwa 14 Jahren. Das heißt, daß die Firmlinge in besonderer Weise zu den Zielgruppen gehören.Die Jugendlichen sind im Mesnerhaus nicht allein. Ein Raum dient der Band, die bei den Jugendgottesdiensten spielt, als Probenraum und in einem anderen Raum treffen sich jeden Mittwoch Frauen, die das ganze Jahr über für den Adventmarkt beim bekannten „Garstner Advent“ basteln.