„Ich mag junge Leute, denn anders als in der Erwachsenenwelt wirst du von ihnen so genommen, wie du bist. Da zählt nicht der (äußere) Schein, sondern ob das echt ist, was du lebt und sagst.“ Barbara Ammerer führt seit Jahren in einer aufgelassenen Disco einen für alle offenen Jugendclub. „Wir haben das Haus ,Jugendscherm‘ getauft. ,Scherm‘ nennen wir einen Unterstand auf der Alm, wo das Vieh hineingehen kann, aber nicht hineingehen muß. So wollten wir es auch mit dem Jugendclub halten.“ Und es kamen viele, die nach der Firmung mit der Kirche nicht mehr viel zu tun hatten. „Mit diesen jungen Leuten kamen auch Fragen, wo ich plötzlich merkte: da stehe ich an, da weiß ich als Christin keine Antwort, da kann ich meinen Glauben nicht erklären.“ Das war für Barbara Ammerer, die in einem religiösen Haus aufgewachsen und in der Pfarre engagiert mitgetan hat, eine bedrückende Erfahrung. „Es war aber auch eine Herausforderung, denn ich merkte, daß es den jungen Leuten wichtig war, einen Erwachsenen zu haben, mit dem sie über Weltanschauung und Religion, über ein verantwortliches Leben und über Politik reden konnten. Und ich wußte, daß sie mir meine Antworten auch abnehmen, obwohl ich ein ,Kirchenfuzzi‘ sei, wie sie sich ausdrückten.“„Für mich war klar“, sagt Ammerer, „ich muß etwas tun.“ Am Zeitschriftenstand in der Kirche sah sie dann den Prospekt „Theologische Kurse“. „Das war zwei Tage vor meinem Geburtstag, an dem ich mir immer etwas für das nächste Jahr vornehme. Ich rief in Wien an, und obwohl die reguläre Einschreibfrist schon vorbei war, konnte ich noch in den Kurs einsteigen.“ Bald saß die gelernte Köchin und Mutter von vier Buben vor einem Stoß von Skripten. „Je mehr ich mich hineingelesen habe, desto mehr wußte ich: das ist es, was ich suche.“Der Kurs gehört sicherlich zum Besten, was sie in ihrem Leben gemacht habe, sagt Barbara Ammerer nach fast drei Jahren. „Für mich war ein großer Vorteil, daß ich zu Hause lernen konnte.“ Ein besonderes (Kirchen-)Erlebnis waren für sie die drei Seminarwochen. „In guter Gemeinschaft haben wir voneinander gelernt und miteinander gebetet und gefeiert. Auch die Referenten/innen haben nicht von oben herab doziert, sondern haben mit uns mitgelebt und uns stets ermutigt, unsere Fragen und unsere Lebenserfahrung zur Sprache zu bringen.“ Ihre Jugendlichen haben immer wieder nachgefragt, was sie da mache. In vielen – manchmal nächtelangen – Diskussionen habe sie gemerkt: „Ich kann mit ihren Fragen und damit, wie ich den Glauben sehe, ganz anders umgehen.“