Eine heftige Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern der Bischofskonferenz, der Konflikt zwischen den niederösterreichischen Äbten und Bischof Kurt Krenn, die Rücktritts- und Absetzungsaufforderungen Bischof Krenn betreffend, vor allem die „Sprache“, in der diese Konflikte ausgetragen werden, der vorläufig gescheiterte Versuch vom 9. Dezember, bei einer Sondertagung der Bischöfe Licht ins Dunkel zu bringen, zuletzt der Rücktritt des Sekretärs der Bischofskonferenz Msgr. Wilhelm, verstört viele Gläubige.Diözesanbischof Maximilian Aichern wendet sich im folgenden an die Katholikinnen und Katholiken Oberösterreichs.Nach einem guten und ermutigenden Dialogvorgang, der im Oktober seinen vorläufigen Höhepunkt in der Delegiertenversammlung von Salzburg erfahren hat, ist es am Rande des Ad-limina-Besuches der Bischöfe in Rom zu einer sehr ernsten Auseinandersetzung unter Mitgliedern der österreichischen Bischofskonferenz gekommen. Das ist umso bedauerlicher, nachdem die Gespräche mit den verschiedenen Stellen in Rom und mit Papst Johannes Paul II. in einem sehr konstruktiven Klima geführt worden sind.Ich bedauere sehr, daß es uns Bischöfen nicht gelungen ist, den Konflikt so zu beenden, wie dies zurecht von uns erwartet wird.Als Ihr Bischof leide ich mit den Menschen in ihrer Sorge mit. Auch ich wünsche mir nichts sehnlicher, als daß der sehr mühsame Prozeß der Suche nach einer neuen Verständigung bald zu einem guten Ergebnis führt. Beim jüngsten Treffen der Bischöfe vom 9. Dezember in Salzburg war uns dies leider noch nicht möglich. Lieber würde ich Ihnen von Erfreulicherem berichten. Statt dessen will und muß ich Sie in dieser schwierigen Zeit für die österreichische katholische Kirche um Ihre Geduld, ja um Ihr Glaubenszeugnis bitten. Eine menschliche, dem Evangelium entsprechende Lösung eines Konfliktes ist oft nicht so leicht zu erringen, selbst wenn die Beteiligten sich dies im Innersten wünschen. Bedenken Sie, daß Sie mit ihrem Bekenntnis zur Kirche einen Dienst aneinander leisten. Gläubige stärken einander und sprechen einander Mut zu. Lassen Sie sich nicht von dem entmutigen, was leider auch in der Kirche nicht in Ordnung ist. Versuchen Sie vielmehr das viele Gute zu sehen, das in der großen Gemeinschaft der Kirche geschieht, ja erst durch diese möglich wird. Es ist die Kirche Jesu Christi. Helfen Sie uns, aus der gegenwärtige Krise herauszufinden, indem Sie offen und ehrlich in ihrem Bereich zur Kirche stehen. Ich weiß, daß das in der gegenwärtigen Situation vielen nicht leicht fällt. Denken wir an die vielen Glaubenszeugen in der langen Geschichte der Kirche, ebenso ihrer Gegenwart. Sie sind eingetreten für Gerechtigkeit und Menschlichkeit, sie haben den Horizont der Hoffnung geöffnet für Menschen, die keine Hoffnung hatten. Lassen wir nicht zu, daß diese Hoffnung zugeschüttet wird. Im Blick auf die Weihnachtsbotschaft sollen wir uns in Erinnerung rufen, daß die Menschwerdung Gottes auf dieser Welt klein angefangen hat – mit einem Kind, das in der Krippe lag. Ich wünsche Ihnen, daß Sie die Tage des Advents und das bevorstehende Weihnachtsfest im Zeichen des Lichts feiern können, das von dieser Krippe ausstrahlt. Es durchdringt das Dunkel auch unserer Tage. Gott schenke es uns.Maximilian AichernBischof von Linz