Am 1. März tritt das Totalverbot von Anti-Personen-Minen in Kraft
Ausgabe: 1999/08, Minen, Landminen, Nedjarici
24.02.1999 - Walter Achleitner
26.000 Menschen werden jährlich durch die Explosion einer Mine verletzt, verstümmelt oder getötet. Ein erster Schritt im Kampf gegen dieses humanitäre Elend ist gelungen: 64 Staaten verbieten Landminen.Für die Kinder in der bosnischen Stadt Nedjarici wird sich mit dem 1. März nicht viel ändern. „Vorsicht Minen“ heißt es auch dann noch auf den gelben Plastikbändern, die ihre Rodelstrecke markieren. Denn dahinter lauert, vom Schnee bedeckt, die tödliche Gefahr der im Krieg gelegten Minen. Nach Schätzungen des Internationalen Roten Kreuzes sind es 110 Millionen, die weltweit ausgelegt sind. „Aber im Kampf gegen dieses humanitäre Problem ist es der erste Schritt, die Produktion, die Lagerung und den Einsatz von Anti-Personen-Minen zu verbieten“, meint Dr. Thomas Hajnoczi, Leiter der Abteilung für Abrüstung im österreichischen Außenministerium.WettlaufDaß dieses Totalverbot nun schon am 1. März in 40 Staaten in Kraft tritt, hatten selbst Optimisten unter den VertreterInnen der „Internationalen Kampagne gegen Landminen“ (ICBL) nicht für möglich gehalten. Erst am 4. Dezember 1997 war die Konvention von 133 Staaten im kanadischen Ottawa unterzeichnet worden. Im Anschluß daran hatte die ICBL, der weltweite Dachverband von 1300 Organisationen war 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden, zu einem positiven Wettbewerb unter den Staaten aufgerufen. Denn das Totalverbot sollte erst gültig werden, wenn mindestens 40 Länder das Vertragswerk ratifizierten. Afrika: wichtiger PartnerNicht im Traum hatte Hajnoczi damit gerechnet, daß es nur 452 Tage dauern würde. Besonders aber freut sich der Abrüstungsexperte darüber, daß gerade Burkina Faso am 16. September 1998 als 40. Staat die Konvention bei der UNO in New York vorgelegt hat. Denn um dem westafrikanischen Land die Teilnahme an den internationalen Verhandlungen über das Totalverbot zu ermöglichen, zahlte Österreich die Flugkosten für den Vertreter von Burkina Faso. Besonders Afrika leidet unter der Geißel der billigen Waffe. Geschätzte 44 Millionen wurden auf dem Kontinent ausgelegt. Und darum, so meint Hajnoczi, haben sich auch besonders die afrikanischen Staaten gegen eine Aufweichung bei den Vertragsverhandlungen stark gemacht. Zuvor hatte jedoch der Gesandte aus Wien auf Initiative Südafrikas das Vertragswerk zum Totalverbot afrikanischen Regierungsvertretern nahegebracht.Jetzt die Lager räumenZu den Ländern, die dem Abkommen noch nicht beigetreten sind, zählen unter anderem die USA und China. Mit der Ukraine und Georgien könnten sich schon in den nächsten Wochen zwei sehr wichtige Staaten dem Totalverbot anschließen. Denn im Konflikt um Abchasien kamen noch bis vor kurzem Minen zum Einsatz. Und in der Ukraine lagern rund zehn Millionen Stück billigster Drei-Dollar-Minen.Zwar haben die 64 Staaten, die bis letzte Woche dem Abkommen beigetreten sind, nun vier Jahre Zeit, ihre Minenlager zu räumen. 15 Staaten haben jedoch schon damit begonnen: Seit Dezember 1997 wurden die Bestände um elf Millionen Stück reduziert.