Wie in seinem Heimatort Helfenberg mit der Flüchtlingsfrage umgegangen wird, beeindruckt ihn, sagte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner im ORF Sommergespräch – vor 747.000 Zuseher/innen. Er hob dabei die gute Zusammenarbeit zwischen Pfarre und Gemeinde hervor. Die KIZ hat bei Pfarrer Engelbert Kobler und Bürgermeister Stefan Hölzl nachgefragt.
Was zeichnet den Umgang mit Asylwerbern in Helfenberg aus? Bürgermeister Hölzl: Wir haben erst seit knapp zwei Wochen Flüchtlinge bei uns, andere Gemeinden schon viel länger. Die haben daher wesentlich mehr Erfahrung. Wir möchten uns nicht in den Mittelpunkt stellen. Wir machen nichts Außergewöhnliches. Was dem Vizekanzler offensichtlich aber recht gefallen hat, ist unsere offensive Art zu informieren und wie wir die Sache gemeinsam, Kirche und Gemeinde, angehen. Pfarrer Engelbert: Der Bürgermeister und ich haben vorab mehrmals miteinander geredet und wir waren uns völlig einig. Wir sind für Flüchtlinge offen, und wenn sie zu uns kommen, werden wir zusammenhelfen und die Menschen gut begleiten, die die Not zu uns geführt hat. Es gibt bei uns in Helfenberg traditionell eine wirklich gute Zusammenarbeit zwischen der Pfarre, der Gemeinde Helfenberg und den umliegenden Gemeinden, die zur Pfarre gehören. Dafür bin ich dankbar.
Wie hat die Bevölkerung reagiert, als klar wurde, dass Flüchtlinge kommen? Bürgermeister Hölzl: Ich habe umgehend in einem Gemeindebrief darüber informiert, ohne etwas zu verschleiern: dass bis zu 30 Personen kommen werden, dass wir nicht wissen, ob Kinder dabei sind und so weiter. Die Leute müssen die Wahrheit hören und auch vertragen. Ich habe auch mit meiner persönlichen Überzeugung nicht hinter dem Berg gehalten und geschrieben: Ich sehe es als unsere Pflicht an, Menschen in Not Unterkunft zu bieten. Natürlich gab es aggressive Reaktionen und Vorwürfe, aber es haben sich sofort auch Leute gemeldet, die spenden und helfen wollen. Pfarrer Engelbert: Ein Ehepaar hat zu mir gesagt: Das wäre doch gelacht, wenn wir das nicht schaffen würden, die Flüchtlinge gut zu begleiten und ihnen Heimat zu geben.
Als die ersten zehn Flüchtlinge dann eingezogen sind, haben Sie bei den Sonntagsgottesdiensten eine Stellungnahme verlesen. Pfarrer Engelbert: Ich war so froh, als der Bürgermeister mit dieser Idee gekommen ist. Es ist mir ein Herzensanliegen, dass unsere Helfenberger nicht ihre Fantasien schweifen lassen, sondern Daten und Fakten haben. Da war diese ganz konkrete Stellungnahme sehr wichtig.
Was steht jetzt an? Pfarrer Engelbert: Meine Aufgabe sehe ich besonders im Gespräch als Seelsorger. Ich möchte bei unseren Leuten Verständnis wecken für das, was die Flüchtlinge mitgemacht haben, zu Hause und unterwegs. Wenn das gelingt, ist viel gewonnen und die Schreier werden leiser werden. Wir dürfen nicht vergessen: so gut wie alle Asylwerber sind um ihr Leben gerannt, haben Todesängste ausgestanden und viele haben Angehörige verloren. Ich bin fest überzeugt: Wir Helfenberger können das, den Flüchtlingen in ein neues Leben helfen.
Was erwartet den Bürgermeister als nächstes? Bürgermeister Hölzl: In absehbarer Zeit werden weitere Flüchtlinge kommen. Bei den ersten sind drei Schulkinder dabei. Da bin ich sehr froh. Denn die Schule ist ein guter Ort für die Integration, nicht nur für die Kinder, sondern ebenso für die Erwachsenen. Wir werden auch noch die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen organisieren. Wenn sich die Asylwerber ein wenig eingelebt haben, sollten wir auch an ein Begegnungsfest denken. Herr Bürgermeister, haben Sie Angst, dass Ihnen Ihr Engagement bei der Wahl schadet? Bürgermeister Hölzl: Nein, weil es um die Sache geht. Die Hilfe für Menschen in Not ist unsere Pflicht. Das ist meine Überzeugung. ÖVP und SPÖ ziehen im Ort hier an einem Strang.
Vor Wahlen brauchen Sie sich als Pfarrer nicht zu fürchten ... (Pfarrer Engelbert lacht). Ich hätte aber kein Problem, mich den Pfarrangehörigen zur Wahl zu stellen. Spaß beiseite. Ich möchte den Blick weg von uns auf das ganze Obere Mühlviertel lenken. Es wird hier wirklich viel für Asylwerber getan. Das ist ermutigend für uns alle.