Die Caritas betreut derzeit insgesamt 2.868 Asylwerber/innen in Oberösterreich – 1637 davon in eigenen oder gemieteten Quartieren. Auch das private Engagement ist groß. Viele wollen es nicht beim Zuschauen belassen, sondern selbst helfen. Aber wie?
Wie ist es nur möglich, dass Oberösterreich nach dem Krieg doppelt so viele Menschen versorgen konnte, als sonst hier lebten, und heute gelingt es so schwer, Quartiere für eine im Vergleich zu damals niedrige Zahl aufzutreiben? Viele, die helfen wollen, ärgern sich über den hohen bürokratischen Aufwand. Es müsste viel einfacher gehen, meinen sie. Das Land hat reagiert und auch die „private“ Hilfe einfacher gemacht. Richtig vergleichbar mit der Nachkriegszeit ist die heutige Situation nicht, meint Caritas-Direktor Franz Kehrer. Damals war die Not allgemein sehr groß, alle mussten am Wiederaufbau mithfelfen. Ein großer Teil der Flüchtlinge war deutschsprachig, mit diesen gab es keine Sprachprobleme. Es gab viel Handarbeit, etwa in der Landwirtschaft. Da war die Hilfe der Flüchtlinge gefragt.
Organisationen für Asylwerber
Solange das Asylverfahren läuft, behielt der Gesetzgeber bis vor kurzem die Flüchtlingsbetreuung den anerkannten Organisationen wie Caritas, Volkshilfe oder Rotem Kreuz vor. Mit guten Gründen, meint Direktor Franz Kehrer, denn die Betreuung der Flüchtlinge im Asylwerberstatus ist mit großem Aufwand verbunden. Sie lässt sich in größeren Quartieren besser bewerkstelligen als in vielen Kleinunterkünften. Aufgrund der aktuellen Notlage wurden die Bestimmungen seitens des Landes zuletzt gelockert. Es ist nun auch von privater Seite her möglich, Asylwerbende einfach ins Haus zu nehmen. Rund 1200 Flüchtlinge, die in Quartieren privater Betreiber/innen untergebracht sind, werden zur Zeit von der Caritas mobil betreut.
Flüchtlinge im eigenen Haus
„Quartiere für die Asylwerber zu finden, das kriegen wir in Oberösterreich schon hin“, meint Franz Kehrer. Natürlich sind die Organisationen auf die Unterstützung durch private Helfer/innen angewiesen. Beim Deutschunterricht zum Beispiel. Die Probleme sind mit der Anerkennung als Flüchtlinge nicht vorbei. Sie brauchen Wohnung und Arbeit. Und die Asylquartiere werden für neu Ankommende gebraucht. Anerkannten Flüchtlingen steht die bedarfsorientierte Mindestsicherung zu, aus der sie auch die Miete bezahlen. Das können keine teuren Quartiere sein. Wenn jemand helfen oder Wohnraum zur Verfügung stellen will, empfiehlt Kehrer, mit der eigenen Gemeinde in Kontakt zu treten und bei der Flüchtlingsbetreuung vor Ort mitzuhelfen. Während des Wartens auf den Bescheid geknüpfte Kontakte schaffen Vertrauen und erleichtern so ein mögliches Zusammenleben im eigenen Haus.
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Als Oberösterreich eine Million Fremde beherbergte
Es war in den Wochen des Kriegsendes 1945. Da hatte Oberösterreich doppelt so viele Menschen zu ernähren, als sonst hier lebten: Zu der rund einen Million an Bevölkerung kam eine weitere Million hinzu: die Militärs, die „fremdländischen Arbeitskräfte“ aus ganz Europa, auch rund 25.000 Kriegsgefange der Alliierten, die Militärs und Besatzungssoldaten, vor allem aber die zahlreichen deutschsprachigen Flüchtlinge aus Russland, Siebenbürgen und Schlesien. Hinzu kamen auch noch die Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland und aus Jugoslawien. Zwei Millionen Menschen lebten kurzfristig im Land, führt der Historiker Harry Slapnicka im Buch „Das Bistum Linz von 1945 bis 1995“ aus. Was kaum mehr im Bewusstsein ist. Etwa 57.000 Südtiroler waren hierzulande untergebracht. Die meisten der rund 280.000 Heimatvertriebenen lebten in 51 Flüchtlingslagern, viele Fremde waren auch auf den Bauernhöfen untergebracht und eingesetzt. Es war eine gewaltige Herausforderung. Rund 15 Jahre dauerte die Integration der Heimatvertriebenen. Aber dann kam schon die nächste Welle, als rund 200.000 Ungarn 1956 in Österreich ankamen, viele davon blieben in Oberösterreich. Die Versorgung war damals eine Hauptaufgabe der Caritas. So wurde eine eigene Lebensmittelsammlung eingeführt.