Ein konkretes Bild der desaströsen Situation in der kriegsgeplagten Ukraine hat der Lemberger Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki am 1. September bei der Theologischen Sommerakademie in Aigen gezeichnet.
Ausgabe: 2015/37, Urkaine, Mokrzycki, Sommerakademie, Krieg
08.09.2015
- Kathpress/KiZ
Nach bereits über einem Jahr von Kämpfen im Osten gebe es für die Bevölkerung derzeit „keine Perspektive, keine Hoffnung und man kann auch momentan nicht sagen, wann dieser Krieg zu Ende sein wird“. Infolge der unzähligen Toten und des Gefühls vollkommener Ohnmacht und wachsender sozialer und wirtschaftlicher Probleme sei der Strom an Binnenflüchtlingen ungebrochen. Spannung und Angst bezeichneten den Zustand der Bevölkerung, deren Lebensstandard stark gesunken sei. Bereits 5.000 Tote wären zu beklagen. Mokrzycki verwies auf die „desolate Situation“ der Soldaten, die in vielen Fällen „physisch und psychisch gebrochen“ vom Krieg zurückkehrten. „Sie müssen selbst für ihre kugelsicheren Westen, Ernährung, Hygieneartikel und Kleidung aufkommen, was ganze Familienverbände und oft auch die Nachbarn in enorme Kosten stürzt“, führte der Erzbischof aus. Aufgrund fehlender Unterstützung aus dem Westen sehe sich die Ukraine derzeit alleine im Verteidigungskampf, gab der Erzbischof an: Die Sanktionen der EU seien „nicht genug“ und man erkenne deutlich, dass sich Europa nicht einmischen oder in den Konflikt hineingezogen werden wolle. Die Kirchen der Ukraine bemühten sich vor allem um geistliche Unterstützung. Sie seien angesichts des Krieges „zusammengerückt“ und hätten frühere Konflikte weitgehend ruhig gestellt. Daneben würden die Kirchen – etwa über die Caritas – in vielen Aktionen konkrete materielle Hilfe für die Bevölkerung leisten. Die laufende humanitäre und finanzielle Hilfe aus Ländern wie Österreich, werde sehr geschätzt. Das Funktionieren vieler Pfarrgemeinden wie auch deren Sozialinitiativen wäre ohne diese Solidarität „gar nicht mehr möglich“, betonte der Erzbischof.