Tausende Flüchtlinge kommen. Die Schwierigkeiten sind groß. Zu groß? Aber diesen Versuch der Menschlichkeit wenigstens gewagt zu haben – allein das gibt Hoffnung. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Aus dem Wasser kam das Leben, sagt man. Das ist bemerkenswert. Gerade in diesem weichen, brodelnden, nicht leicht in Grenzen zu haltenden Stoff spitzt sich die Schöpfung zu – und regt sich das Leben. Aus der Starre und Unverrückbarkeit kommt nichts Lebendiges. Es braucht das Aufweichen der festgefahrenen Böden, damit Neues kommen und werden kann – auch bei dem, was unter Menschen wächst. Was ist das für ein Spätsommer, in dem der Boden der Menschlichkeit plötzlich aufgeweicht und durchtränkt wurde, sodass für tausende Flüchtlinge Lebenshoffnung erwachte? In den Herzen so vieler, bis hin zu höchsten Verantwortungsträgern, war Rührung spürbar: und eine neue Zuversicht: „Wir schaffen es.“ Die Schwierigkeiten sind groß. Zu groß? Aber diesen Versuch der Menschlichkeit wenigstens gewagt zu haben – allein das gibt Hoffnung. Und diese Versuchsbereitschaft gilt es zu bewahren, immer wieder zu wagen. Weit genug müssen sie angelegt sein, die Flussbette der Menschlichkeit. Dann muss man nicht Angst haben vor dem Brechen der Dämme. Menschen sind es – und wer weiß, was sie nicht auch an Gutem bringen.