Die Theologin Hildegard Heimbach über ihre berühmte Namenspatronin Hildegard von Bingen (Namenstag 17. September).
Ausgabe: 2015/38, Hildegard
16.09.2015 - Hildegard Heimbach
Der Sterbetag meiner Namenspatronin Hildegard von Bingen (1098–1179) wurde – wie alle Namenstage in meiner Familie – bewusst gefeiert, oft mehr als der Geburtstag, so dass ich ihn bis heute als Festtag ansehe.
Einen weiteren Zugang brachte mir ein Heiligenbuch zur Erstkommunion. Die Nonne aus dem Rheinland faszinierte mich: eine kluge und in vielen Bereichen hoch gebildete Frau mit einer außergewöhnlichen Nähe zu Gott. Eine Frau mit Visionen. Eine Frau, die ein höchst intensives Leben mit Gott führte, so dass Menschen aus allen Schichten, aus nah und fern sie in ihren unterschiedlichsten Nöten aufsuchten. Mit Kämpfen und Krankheit vertraut, hinterlässt die Kirchenlehrerin umfangreiche Schriftwerke über Theologie, Naturwissenschaften und Musik, die die Geister bis in unsere Gegenwart hinein beschäftigen.
Ihre letzten Worte sind ein Lobpreis Gottes mit der Bitte um Barmherzigkeit – für mich ein immer aktuelles prophetisches Vermächtnis.