Als Siegerin der Wahlen steht sie fest – doch deshalb muß Megawati Sukarnoputri noch nicht Präsidentin Indonesiens werden.
Für das Reich der über 13.000 Inseln waren es die ersten freien Wahlen seit 44 Jahren. Zwar zieht sich die Auszählung der 112 Millionen abgegebenen Stimmen seit 7. Juni endlos dahin. Aber die vorliegenden Ergebnisse zeigen die Tochter des ersten und von Ex-Diktator Suharto gestürzten Staatspräsidenten Sukarno unangefochten in Führung. Selbst auf Osttimor liegt die von ihr angeführte „Indonesische Demokratische Partei des Kampfes“ (PDI-P) vorne. Und das, obwohl sie dem Referendum in Osttimor skeptisch gegenübersteht. Dazu verholfen hat ihr eine Wahlkundgebung in der Hauptstadt Dili, bei der Mega, wie sie liebevoll genannt wird, die Bevölkerung ermutigte, ihren Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit fortzuführen: „Wir teilen die Klagen der Menschen in diesem Territorium. Wir verstehen ihre Gefühle gut, weil die PDI-P unter Suharto auch Ungerechtigkeiten erfahren mußte.“ Gleichzeitig versicherte sie zu akzeptieren, was immer die Bevölkerung beim Urnengang am 8. August entscheide.
Noch braucht Megawati aber nichts zu akzeptieren. Denn ihre Wahl zur Präsidentin durch die Volksversammlung ist nicht sicher. Neben Suhartos Erben – den klaren Verlierern – machen nun radikale Muslime gegen die 52jährige Stimmung: Ein Staat mit 90% Moslems brauche keine Frau an der Spitze, und die Wahlsiegerin habe zu viele Christen in ihren Reihen.
„Was wir immer aufrechterhalten sollten, ist Geschwisterlichkeit. Denn es gibt keine Feindschaft zwischen dem indonesischen und dem osttimoresischen Volk.“Megawati Sukarnoputri