Schulprojekte sind mehr als das öffentliche Zeugnis vom Unterricht
Ausgabe: 1999/26, Zirkus, Afrika, Stadl-Paura,
29.06.1999 - Ernst Gansinger
Kurz vor Schulschluß ist noch einmal Hochbetrieb an den Schulen – Zeit der Projekte. Sie geben Zeugnis vom Unterricht, aber noch viel mehr: Sie selbst sind lehrreich.
62 Jugendliche in der Manege, etwa 20 auf dem Orchesterplatz, 500 Sitzplätze im Zirkuszelt und alle Vorstellungen ausgebucht: Der „Erste Österreichische Schulzirkus hanlo-BORGali“ gastiert in Linz. Schülerinnen der sechsten und siebten Klassen vom BORG Honauerstraße (Linz) mit Turnprofessorin Maria Lettenmayr und Musikprofessor Wolfger Buchberger bilden die Zirkusfamilie.
„Oft hat man eine Idee. Manche werden verwirklicht. Aber diese hat riesige Dimensionen angenommen“, sagt Frau Professor Mag. Maria Lettenmayr. Vor zwei Jahren wurde das Ideen-Kind geboren, von dem niemand ahnte, wie groß es einmal werden wird. Nun steht es da auf dem Urfahraner Jahrmarktgelände auf eigenen Beinen und ragt als kegelförmiges Zelt in den Himmel. Drinnen reißen Schülerinnen und Schüler mit ihren akrobatischen, clownesken und zauberhaften Darbietungen mit. Insgesamt sechsmal heißt es zwischen 30. Juni und 3. Juli „Manege frei“. Frau Professor Lettenmayr hat aber noch Träume: mit diesem Zirkus auf Tournee zu gehen.
Ortswechsel: In der Pädagogischen Akademie des Bundes nahmen am Montag, 28. Juni, etwa 1.500 Schüler/innen und Kindergartenkinder am multikulturellen Spielefest „Eine Reise um die Welt“ teil. Prof. Alois Huber, bei dem die Organisation dieser Begegnung im doppelten Sinn – Schule und PÄDAK sowie Österreich und „fremde“ Länder – lag, nennt ein Hauptmotiov für diese Schulschluß-Initiative: „Die Schüler sollen durch Erleben und durch die persönliche gefühlsmäßige Teilnahme Verständnis, aber auch Sympathie, für andere Kulturen erwerben.“ An 17 Stationen konnten die Kinder und Jugendlichen in Kontakt mit Repräsentanten fremder bzw. ferner Länder treten. Bei Tanz, Spiel, Musik und Begegnung sammelten sie jede Menge Erfahrung. Zum Beispiel wie es ist, Wasser auf dem Kopf zu transportieren oder das Baby-Wickeltuch selbst zu falten und das Baby am Rücken zu tragen.Warum tun sich die Lehrer/innen und Schüler/innen das an, zusätzlich zum Lehrplan aktiv zu werden? –
Das Projekt als Lernübung
Frau Prof. Lettenmayrs Antwort ist stellvertretend für viele: Im Unterricht steht man irgendwann einmal an; man hat die Leute dort, wohin man sie schiebt. Erziehung zur Teamfähigkeit, zur Verantwortung, Kreativität, Eigeninitiative und zum selbständigen Handeln geht über Teamprojekte, z. B. diesen Zirkus, besser als im traditionellen Unterricht. Genau das, so Geschäftsführer Hannes Wippel von hanlo, Sponsor des Zirkusprojektes, sei der Grund, warum hanlo den Zirkus unterstützt: Dies seien die Qualitäten, die die Wirtschaft brauche.Auch Prof. Alois Huber will Erfahrung vermitteln: „Die Kinder sollen von klein auf lernen, daß Fremdheit nichts Bedrohliches ist!“