Mit großen Schritten kommt das Projekt „Bank für Gemeinwohl“ näher. 2008 wurde sie von ATTAC als „Good Bank“ angedacht, ein Gegenentwurf zur „Bad Bank“. Ende 2016 soll die Bank starten. Alle Bürger/innen können sich beteiligen.
Ausgabe: 2015/43, Ethikbank, ATTAC, Bank, Hainzl, Bankensektor, Keplinger-Mitterlehner
20.10.2015 - Ernst Gansinger
Seit Monaten sind die Herolde der Bank für Gemeinwohl unterwegs, um die Menschen zum Mitmachen zu motivieren, gerade auch im kirchlichen Bereich. So gibt es am 29. Oktober in der Linzer Pfarre Guter Hirte eine Informations-Veranstaltung (siehe Termin unten).
Alle können mitmachen
Roland Hainzl aus Neuhofen an der Krems ist einer der Aktivisten, die die Trommel für die Bank für Gemeinwohl rühren. 40.000 Genossenschafter/innen sollen das Stammkapital, 15 Millionen Euro, einbringen. Diese Latte legt sich die Genossenschaft zum Start der Bank. Ab 200 Euro kann jede und jeder mitgründen! „Zum ersten Mal seit über 100 Jahren entsteht in Österreich eine Bank, die sich aufs ursprüngliche Kerngeschäft besinnt: Sparen, Kredite, Zahlungsverkehr“, formulierte Christine Tschütscher, Vorständin der Bank für Gemeinwohl, beim „Austrian Innovation Forum“ am 15. Oktober in Wien. Die Bank erreichte dort den ersten Platz.
Gemeinwohlorientierung
„Ohne Financiers im Rücken, gegründet aus der Zivilgesellschaft, verweigert die Bank Spekulation sowie intransparente Finanzprodukte. Sie ist nicht gewinnorientiert und wird Kredite nur an Unternehmen vergeben, die Gemeinwohl-orientierung nachweisen“, beschreiben die Verantwortlichen die Kernaufgaben der neuen Bank. Die genossenschaftlichen Entscheidungen werden in soziokratischen Konsensabstimmungen getroffen. Argumente sollen zählen, nicht Köpfe. Jede und jeder hat, unabhängig von der Höhe der Anteile, eine Stimme. Beschlüsse sollen nicht überstimmen, sondern übereinstimmend erfolgen.
Was sagt der Bankensektor?
Verstehen sie die Gründung der Bank als Kritik am Bankensektor, fragten wir Oberbank-Generaldirektor Dr. Franz Gasselsberger und Raiffeisen-Vorstandsdirektorin Mag. Michaela Keplinger-Mitterlehner von der Sparte Banken und Versicherungen der oö. Wirtschaftskammer. Obmann Gasselsberger sieht sie nur bedingt als Kritik. „Zweifellos hat es in den letzten Jahren in Europa Fehlentwicklungen gegeben, für die die Banken jetzt einzustehen haben ... Auf der anderen Seite hat aber die überwiegende Mehrzahl der Banken solide gewirtschaftet. Der Ruf der jeweiligen Hausbank ist sehr gut, vor allem bei den oberösterreichischen Regionalbanken“, sagt Gasselsberger. Seine Stellvertreterin Keplinger-Mitterlehner sieht die Gründung der Bank „keinesfalls als Kritik an verlässlichen Regionalbanken, die keinerlei Schuld an der Bankenkrise tragen, sondern sich gerade auch in dieser herausfordernden Zeit sehr intensiv um ihre Privat- und Unternehmenskunden gekümmert haben“. Gasselsberger wünscht der neuen Bank viel Erfolg; Keplinger-Mitterlehner sagt: „Auch bei einer neuen Bank entscheiden die Kunden, ob ein Geschäftsmodell ihren Anforderungen an Sicherheit und Vertrauen entspricht.“ VKB-Vorstandsvorsitzender Mag. Christoph Wurm ist im Aufsichtsrat der Gemeinwohlbank und freut sich: „Mehr Vielfalt in die Banklandschaft, nicht nur Männer in dunklen Anzügen.“
Anforderungen
Die neue Bank selbst hat hohe Anforderungen an sich. Roland Hainzl nennt einige: Die Kapitaleinlage pro Genossenschafter ist mit 100.000 Euro beschränkt. Eine Akademie soll auch einen Bildungsauftrag erfüllen. Kredite werden nicht für den Privat-Konsum vergeben, private Konsumverschuldung wird nicht gestützt. Die Bank versteht sich als Vehikel zum gesellschaftlichen Strukturwandel. Kredite sollen an Unternehmen gegeben werden, die gemeinwohlorientiert wirtschaften, sowie an sozialökonomische Betriebe und an Biolandwirtschaften. Info und alles, was Sie zur Beteiligung wissen müssen: https://www.mitgruenden.at/ Roland Haizl, Mitgründer der Bank für Gemeinwohl, wird am Do., 29. Oktober, um 19.30 Uhr im Pfarrsaal Guter Hirte, Am Steinbühel 31, 4030 Linz, über die Gründung der Bank referieren.